Das Grasegger Magazin - No.9

35 Steffi: „Das ist schon erstaunlich. Und auch ein Urerlebnis, wenn man das erste Mal mit seinen Sachen am Stand steht und dann kommt jemand und kauft das. Der Wahnsinn!“ Also würdet ihr jeden handwerklich aktiven Menschen ermutigen, sich bei einer Ausstellung oder auf einem Markt mal auszuprobieren? Steffi: „Ja! Man erlebt natürlich Flops, haben wir beide gehabt.“ Chris: „Und alle Arten von Response, auch Ablehnung – selbst manche Kollegen in der Schnitzschule (er lehrt dort) wissen manchmal nicht viel mit meinen freien Arbeiten anzufangen. Weil sie jenseits des Möbels sind. Und meine Schüler kennen diese Werke nur, wenn sie in der Werkstatt vorbeikommen. Aber das ist auch gut so, weil sie ihren eigenen Stil finden sollen. Jetzt bin ich in Rente und unterrichte nur noch Drechseln.“ Was magst du daran? Chris: „Dass es relativ schnell geht und natürlich das Knuffige der runden Form. Drechseln an sich ist aber todlangweilig (prompt ein lachender Einwurf von Steffi: Danke, Danke!) und darum ist es mein Bestreben, das Eintönige zu brechen: Durch gezieltes aus der Mitte gehen, Schrägstellen der Objekte oder das Facettieren (durch Schneiden mit Facetten versehen) – das hab’ ich übrigens vom Töpfern. In die runde Form eine gewisse Kantigkeit hineinzubringen, durch nachträgliches Bearbeiten. Einfach eine individuelle handwerkliche Ausgestaltung …“ Steffi: „Das war für mich auch ein entscheidender Wendepunkt beim Grasegger, wie sie mit der Manufaktur angefangen haben. Weil sie seitdem nicht mehr nur Handel treiben, sondern auch selbst entwerfen und produzieren. Ich finde, das hebt diesen Laden von allen anderen ab. Sie kennen einfach beide Seiten, die verkaufende und die handwerkliche. Das ändert das Selbstverständnis.“ Das bringt mich gedanklich zum Ort, wo wir gerade sitzen. Eine Ferienwohnung, die neuerdings zum Haus der Familie gehört. Vor allem die farbigen Wände fallen auf und stehen eher im Gegensatz zu Christophs purem Style – hat sich da auch das Selbstverständnis geändert? Chris: „Farben zu lieben haben wir schon vor langer Zeit in England und Irland gelernt. Welche Raumstimmung über Wandfarbigkeit entsteht – das ist unheimlich spannend und dahingehend gibt es auf den Britischen Inseln wahnsinnig viel Inspiration.“ Steffi: „In den Anfängen musste bei Chris alles weiß sein. Aber dann kam wirklich die Erkenntnis. Ein Uralt-Freund von mir in Irland ist Kunstmaler und hat immer alte Farben vom Müll neu gemischt. Teils in schaurigenTönen – aber die Wirkung an der Wand war gigantisch!“ Und macht ihr euch, wenn ihr unterwegs seid, dann gleich Notizen für Daheim? Chris: „Nein, aber das ist abgespeichert und gärt dann. Das hab ich auch am Anfang meiner beruflichen Karriere gedacht – man sieht was Inspirierendes und muss

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