Das Grasegger Magazin - No.9

34 Chris bringt jegliche Hollywood-Phantasie aufs bodenständige Holzparkett zurück: „Ich kenn’ den Film gar nicht (wir lachen), aber ich würd’ ihr nie ins Handwerk greifen. Da ist tiefster Respekt davor!“ Steffi: „Außerdemmag er das Nasse, Pampelige nicht. Und ich mag wiederum seine ganzen Maschinen zur Holzbearbeitung nicht. Es ist toll, dass jeder Seins hat. Das würde sonst auch nicht funktionieren.“ Und was treibt euch beim Arbeiten an? Ist das ähnlich konträr? Steffi: „Da haben wir unterschiedliche Ansätze. Bei mir steht immer im Vordergrund, Dinge mit Funktion zu schaffen. Ich möchte, dass meine Kunden die Keramik benutzen – sie soll nicht nur schön rumstehen (kleines Grinsen über den Tisch). Alle Ideen entstehen aus dem Gebrauch heraus. Und meine Motivation, Sachen weiter zu entwickeln, kommt hauptsächlich durch meine Kunden. Wenn sie fragen, „was haben Sie denn Neues?“, dann stachelt mich das an. Das ist ein Kick. So wie bei Chris auf Ausstellungen …“ Chris: „Natürlich bin ich empfänglich, wenn ich auf einer Messe mit meinen Sachen steh’ und es gefällt jemandem. Aber ich brauch’ das nicht so sehr. Und mein Ansatz ist nicht über die Funktion, sondern eher intrinsisch – das heißt ich muss es machen, ich mach’s für mich.“ Mein Blick schweift von Steffis Geschirr zum skulpturalen Holzobjekt von Chris. Serie versus Einzelstück. Was wohl da jeweils bei der Herstellung den Glücksmoment beschert – das meditative Drehen oder eher das Ergebnis? Chris: „An der Töpferscheibe findet man schon durch die Wiederholung vertrauter Formen eine gewisse Ruhe, also Quantität und Qualität. Dennoch bringt die kreative Ausgestaltung des einzelnen Stückes letztendlich den Schub – kann man das so sagen Steffi?“ Steffi: „Ja und man muss dazu sehen, dass ich am liebsten Kleinserien mache. Das heißt ich produziere zu einer bestimmten Form etwa zehn, zwölf Stück und dann variiere ich. Über Dekoration, Glasuren und eigene Farbmischungen – das Durchspielen ist eigentlich die Arbeit, die mir am besten gefällt.“ Da scheint die Polarität zum Ehemann glatt aufgehoben. Und passend dazu, zeigt mir Chris eine Übersicht verschiedener Holzobjekte, die auch wie eine Serie daherkommen ... Chris: „Ich mach’ zum Beispiel gedrechselte Dosen aus Holz – das sind eher sinnfreie Arbeiten (schmunzelnder Augenzwink über den Tisch) – man kann sie aber öffnen. Sie sind aus der Überlegung entstanden, was man einem Kind, in dem Fall meiner Tochter, zur Taufe mitgibt. Die Idee war, nicht den Inhalt vorzubestimmen, sondern die Hülle, das Gefäß. Das Kind kann selbst entscheiden, was die Inhalte sein können. Das kann ein Gegenstand sein, aber tatsächlich auch einfach ein schöner Gedanke oder eine Erinnerung. Seitdem nenne ich sie Hohl- Körper, weil sie im Ursprung von der menschlichen Silhouette inspiriert waren.“ Und während mir der Gedanke gefällt, dass so ein Holzobjekt auch noch das Erwachsenenalter begleitet und immer neu aufgefüllt werden kann, fügt er noch ergänzend hinzu: „Aber schau mal, es geht auch um die Fülle meiner Arbeiten an sich. Die mir immer vor Augen führt, was ich tatsächlich geschafft habe, in so einer Zeit. Und dass genau diese Energie mich das machen lässt und in mir steckt.“ Ja. Das sollte man wirklich öfter tun – Bilder und Dinge hervorholen, die zeigen, was man schon alles geschafft hat. Ein Selbstwertbooster. Ob der im Handwerk besonders stark ist, wenn man zum Beispiel wie Steffi aus „pulvriger Erde“ so tolle Stücke fertigt? „ ICH GLAUB ’ , WENN ICH NICHTS MEHR VERKAUFEN WÜRDE , WÜRDE ICH AUFHÖREN. WEI L DAS FÜR MICH EINE GEWI SSE S INNLOS IGKEIT BEDEUTEN WÜRDE . NUR, DAMIT ES HERGESTELLT I ST – DAS REICHT MIR NICHT. “ Steffi

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