Das Grasegger Magazin 30 Jahre Jubiläum

1 6/ 1 7 lung als die Handwerker die letzten Schrau- ben in die Regale drehten. Um 9h kamen die ersten Kunden herein. Für Annemie ein un- vergesslicher Moment: „Die Leute strömten herein wie eine Lokomotive, das war toll! Ich sehe sie heute noch reingehen.“ omas hingegen empfand die neuen Ge- schäftsräume anfangs als zu groß, er denkt an die riesigen Dekotafeln zurück, die als Raum- füller aufgestellt wurden. Doch das ging schnell vorbei. Genauso wie seine Zeit in München beim Traditionshaus Beck, wo er ein duales Studium absolvierte und als Abtei- lungsleiter in der Trachtenabteilung prakti- sche Erfahrungen sammelte. Der Neubau führte ihn früher als gedacht nach Garmisch und in den elterlichen Betrieb zurück. Es gab eine Zeit, da wollte er Zimmermann werden und in die Fußstapfen seines Vaters treten. Dann Rallyefahrer oder Skilehrer, bei- des Leidenschaften, die sich zum Glück auch in privater Weise ausleben lassen. Er über- nahm die familiäre Verantwortung und lan- dete im Geschäft „und das ist auch gut so.“ Für ihn „ist der besondere Reiz an dieser Arbeit, dass man jedes Jahr, das was man macht, stetig wei- ter entwickeln kann und die Möglichkeit hat, es zu verbessern.” Seine Frau Marianne, die er mit 18 kennen- lernte, war und ist bis heute an seiner Seite. Etwas Besonderes, oder um es mit Annemie’s Worten zu sagen: „Ihr passt gut zusammen, Marianne erträgt dich.“ Seine tüchtige Ehefrau war auch ein Grund, warum sie die Zügel aus der Hand gab und ihrem Sohn die volle Ver- antwortung übertrug. „omas hatte eine tüch- tige Frau, da wusste ich, das passt, das Geschäft ist in guten Händen.“ Sie selbst zog sich mit 65 Jahren zurück und ist seitdem froh, die Hauptverantwortung los zu sein. „Eine Freun- din hat gesagt: Hör’ auf, das Leben ist nicht so lang. Das habe ich dann gleich gemacht.“ Zack! Zögern ist einfach nicht ihr Ding. „In der Branche gehört man nicht mehr dazu, wenn man so alt ist. Wenn einen der Einkauf nicht mehr brizelt, dass man sagt, man muss fort und schauen was’s gibt, dann muss man aufhören.“ Die Uhr laufe zwar weiter, sagt sie. Das höre nicht auf. Ab und zu hinfahren, schauen, durchgehen – das macht sie gerne und das stellt sie zufrieden. Sie hat immer genau gewusst was los ist und immer ihre Meinung gesagt. Das macht sie bis heute. Die 90er Jahre brachten für die Familie Gras- egger viele entscheidende Neuerungen. Am 1.1.1990 wurde das Kaufhaus Hartenstein umfirmiert und in zwei getrennte Unterneh- men aufgeteilt, so wie sie bis zum heutigen Tage existieren: Das Modehaus Hartenstein und das Trachtenhaus Grasegger. Ziemlich zügig danach wurde imTrachtenhaus das Un- tergeschoß ausgebaut und somit 250 qm zu- sätzliche Ladenfläche gewonnen. Aber nicht nur in betriebswirtschaftlicher Hinsicht war dies eine erlebnisreiche und damit viel diskutierte Zeit. Es gab erstmals größere Veranstaltungen in der Advents- und Weihnachtszeit, die in lieber Erinnerung ge- sätzlichen Baugrund zu erwerben und das Geschäftsgrundstück zu erweitern. So wurde am 15. November 1978 der Kauf des ehema- ligen Alpenhof Geländes, für damals stolze 1600 DM pro qm, an die Familie Hartenstein besiegelt. Eine große Kaufhauskette hatte ebenfalls Ambitionen, aber Annemie sagt dazu nur trocken: „Wir mussten über Nacht entscheiden ob wir es kaufen möchten. Hat sich scho rentiert.“ Ob diese zuversichtliche Einstellung den nachfolgenden Generationen geholfen hat, das Erbe weiterzuführen, ohne sich von den verschlechterten Marktbedingungen ein- schüchtern zu lassen? Wahrscheinlich. „Auf jeden Fall sind meine Kinder zum Arbeiten er- zogen. Das Geld kann ich selbst ausgeben, dafür brauche ich meine Kinder nicht.“ Sohn omas verarbeitet diese mütterliche Denkweise bis heute mit einem gespaltenen Verhältnis zuWerbebeilegern, die er wöchent- lich auf dem Wohnzimmerboden in den Kreisboten einsortierte, um sie anschließend auszutragen und sein eigenes Taschengeld zu verdienen. An die Eröffnung des neuen, separaten Trach- tenhauses und die damit einhergehende, räumliche Trennung vomModehaus Harten- stein, erinnern sich beide gemeinsam. Die Fertigstellung erfolgte Spitz auf Knopf und die Nacht vor der Eröffnung wurde von allen Beteiligten durchgearbeitet. Putzfrauen mit erhobenem Mob und Mitarbeiter mit Stoff- ballen auf dem Arm, standen in Lauerstel-

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