Grasegger Magazin - ZEIT LOS

Der Termin ist eigentlich um. Unser vollgepacktes Leben meldet sich in den Füßen. Sie scharren. Müssen wir jetzt nicht einpacken und sehen, dass wir weiterkommen? Lena, die Tochter einer Freundin, ist oft bei Nomi zu Besuch. Und macht, ebenso wie Nomi, einfach ihr Ding. Indem sie viel in der Natur ist, sich dort phantasievoll ihren „Waldmännchen“ widmet, um dann ganz selbständig den Alltag anzu- packen. So war es eines Tages Lenas eigener Antrieb, den Elefanten Mumo aus Nomis gleichnamigem Buch, zu illustrieren. „In diesem Bild steckte alles drin und mir kam die Idee, für Lena und ihre Freunde eine Ausstellung in der Murnauer Schoko- ladenmanufaktur Krönner zu organisieren.“ Diese war ein voller Erfolg, wurde mehrfach verlängert und fast alle Bilder verkauft. Der Erlös ging an Dr. Auma Obama und ihre Jugendstiftung Sauti Kuu in Kenia. Aus Murnau in die Welt – das ruft einem in Erinnerung, was eigentlich möglich ist. Das größte persönliche Hindernis ist doch oft, dass man denkt, man „kann eh nichts ausrichten“ – für diese Momente gibt’s jetzt Lena. 9 Jahre. „Alles, was außerhalb deiner Vorstellung ist, kann sich nicht verwirklichen.“ Aus dem Buch „Mumo“ von Nomi Baumgartl ‘ DAS GRÖSSTE WAS ELTERN I HREN K I NDERN GEBEN KÖNNEN , I ST NATUR , NATUR , NATUR .’ Sagt sie, so ganz nebenbei. Das ist Nomi. Bei ihr weiß man erstmal nicht, ob sie von der befreundeten Nachbarin um die Ecke oder der Hollywood-Diva Tippi Hedren spricht. Kann beides sein. So erschloss sich uns die wahre Dimension dieses „Crashs“ auch erst Schritt für Schritt. Denn im Laufe des Gesprächs erfuhren wir, dass es sich dabei um einen schweren Autounfall handelte. Bei dem sie komplizierte Augen- und Hirnverletzungen davontrug und ihr Langzeit- gedächtnis in Dunkelkammern verschwand. Was das für einen „Augenmenschen“ wie Nomi bedeutete, lässt sich nur erahnen. „DieWelt war für mich wie ein zersprungenes Kaleidoskop. Ich war für andere langsam, ein Zeitlupenunternehmen. Aber besser im Begreifen von Details.“ Letzteres wurde ihr bei einem therapeutischen Tauchgang vor Hawaii klar, als sie auf einen wilden Delphin traf und ihm ins Auge blickte. Nein – durch das Auge blickte. Die Verbindung konnte sie nicht nur spüren, sondern auch fotografisch festhalten. Da begann ihr zweites, „ihr wiedergeschenktes Leben“ wie sie es nennt. Mit der Entdeckung dieser Gabe, unsichtbare Dinge sichtbar machen zu können bzw. die Verbindungen zwischen Mensch, Tier und Natur wahrzunehmen und in Bildern rüberzubringen. „So wie jeder von uns eine körperliche DNA hat, also einzigartig ist, so kann man auch eine eigene DNA in den Augen haben.“ Vielleicht geht es im Leben ja wirklich darum – diese „DNA der eigenen Fähigkeiten“ zu entdecken und sich ihr intuitiv zuzuwenden. „Mich interessiert jetzt nicht mehr das schöne Bild an für sich, sondern, dass die Fotografien eine Botschaft transportieren. Auch als eine Art Dankeschön, dass ich weiterarbeiten darf – da ist ziemlich viel Ego weggenommen worden.“ „Das ist wie in Nadolnys Roman über „die Entdeckung der Langsamkeit, die dem Rhythmus des Lebens erst Sinn gibt.“ ‘ I CH HATTE HALT MAL SO ’ N CRASH .’ NOM I

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