Grasegger Magazin - ZEIT LOS

NOM I Wir betraten ihr Haus um halb drei. Und gingen um halb neun... Dazwischen? ...waren wir. Zusammen mit Nomi Baumgartl. © Nomi Baumgartl Kaiseradler Darschan auf dem Zugspitzplatt, Herbst 2018. Nomi ist 1950 geboren und fotografierte in ihren ersten Reportage-Jahren daher noch komplett in schwarz-weiß. „Das ist wo ich fotografisch herkomme.“ Aus der Schwarzweißfotografie, die sich ganz aufs Licht und dessenWirkung konzentriert. Um Kontraste rauszuholen und so die Essenz des Bildes hervorzubringen. „Diesen analogen Blick habe ich bis heute, stelle mir Motive monochrom vor, auch wenn ich in Farbe fotografiere.“ Was das im Ergebnis heißt, wird uns klar, als wir verschiedene Gletschermotive als Fine Art Drucke in den Händen halten. Ein Spiel aus Licht und Schatten, ein helles Leuchten auf der einen, ein trauriger Hilfeschrei auf der anderen Seite. Mehr Bühnenbild als Foto, mehr Ewigkeit als Momentaufnahme. „Heute geht’s oft um technisch perfekte Bilder, aber die interessieren mich überhaupt nicht. Ich will dieseWertigkeit eines Bildes, bringe durch mein Sehen und meine Erfahrung die analoge und digitale Welt zusammen – das ist ‚Art of Seeing‘, international etablierte Fotokunst meiner Brand.” „Fotografie ist mit Licht zeichnen.“ Nomi ist keine Frau des erhobenen Zeigefingers. Eher Typ menschliche Ameise, die „Laut“ macht als spricht. So auch in ihrem aktuellen Umwelt- und Alpenschutzprojekt „Eagle Wings – Protecting the Alpes“, das die verschwundenen Alpengletscher zeigt sowie die globalen Zusammenhänge des Klimawandels. Mit einem tierischen Fotografen imMit- telpunkt: Kaiseradler Darshan. Der mit seinem gefiederten Kompagnon bei ihr im Garten übernachtete und am nächsten Tag mit einer speziellen Kamera am Körper über den Schneeferner Gletscher flog. Und mit Nomi in einen Bild-Dialog tritt. Vogel- trifft Menschenperspektive und beides auf ein klares Statement: „Die Natur braucht uns nicht, aber wir brauchen die Natur, um überleben zu können.“ Ihr leises, ergänzendes „es ist nicht fünf vor 12, sondern zehn nach 12 – das liefern die Fakten aus der Wissenschaft (sie kooperiert mit dem Earth Observation Center/DLR, dem großen Auge aus dem Weltall sowie der Umweltforschungsstation Schneefernerhaus) – macht euch Gedanken Leute, denn die Gletscher sind bald weg, einfach nicht mehr da...“ , hallt bei uns noch lange nach. „We have the information, Eagle Wings has the emotion.” Prof. Dr. Michael Rast/ESA ‘ I CH B I N E I N ANALOGES FOSS I L .’ ‘ I CH B I N DAS BODENPERSONAL ME I NES KOLLEGEN , DEM ADLER . AUSGESTATTET M I T E I NER KAMERA . I CH B I N H I ER AUF DER ERDE UND VERTRETE DAS BEGRENZTE MENSCHENAUGE .’ © Nomi Baumgartl „Vanishing Schneeferner Glacier I“, Zugspitze 2016.

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