Das Grasegger Magazin - No.8

68 Gäste bedienen. Einfach anders als daheim (schmunzelt – ich schmunzle zurück …). Irgendwie auch eine Art Lebensschule für die … für jeden. Und wir haben ja auch a Gaudi herinnen. Sitzen am Feuer, Fernsehen gibt es ja auch nicht … Das wollte ich grad fragen. Auch diese Art Reizpause hat bestimmt etwas? Ja, kein Fernsehen – und Handyempfang gibt es hier nur über den Verstärker. Also gerade so, dass ich meine Emails abrufen kann und das Telefon überwiegend funktio- niert. Dadurch geht vieles vom täglichen Medienspektakel an einem vorbei. Fanni wechselt wie zur Bestätigung in eine lässig gekreuzte Beinhaltung und ich be- daure, dass ich sie nicht auch etwas fragen kann. Aber der Blick sagt alles. Apropos Blick – Hannes manifestiert sich kurz in der Tür, Sepp fängt ihn ein, ich nicht. Also folge ich dem Gedanken, dass das digitale Reduzieren zwar dem Finden innerer Ruhe hilft – aber ja doch nicht verhindert, dass die 10-köpfige Gruppe bei Muggi einfällt und zeitgleich Kaiserschmarrn be- stellt …wie lässt man sich davon nicht aus der Ruhe bringen? Muggi reagiert so wer- denfelserisch ruhend wie bergluftig klar: Ja mei, dann müssen sie hoid warten. Sie sind hier auf einer Alm und wir sind eh ganz gut – und das wissen die Leut’ auch. Notiz an mich selbst: Aktionismus zurück- fahren, nicht denken, unmittelbar reagieren zu müssen. Passt. Und wie auf Kommando sagt Muggi noch ergänzend dazu: Ich bin jetzt ehrlich gesagt auch nicht der Mensch, der alles perfekt machen muss. Ich mag’s gern perfekt, da brauchen wir ned redn, aber ich plan’s nicht perfekt. Und im- provisiere lieber in der Situation. Das geht besser naus, als wenn man sich’s vorstellt, finde ich. Denn dann hat man schon vorher Stress im Kopf. Ich schaue nochmal nach Hannes. Und beschließe nach erneuter Erfolglosigkeit ab jetzt den Phantom-Hannes als gegeben hinzunehmen und – Lebensschule für Lisa Teil 1 – mir keinen Stress mehr zu ma- chen, dass ich mit beiden Wirtsleuten sprechen muss. Also Muggi, im Vergleich zu anderen Hütten kann man bei euch ja nicht mit dem Auto vorfahren, sondern man muss ein ganzes Stück Weg zurücklegen. Kommen die Men- schen daher ruhiger an? Bestimmt kommt derjenige, der langsamer oder zu Fuß hier rauf gekommen ist, mit mehr Ruhe und Müßiggang bei uns an. Denn mit dem E-Bike bist du ja mittlerweile schnell oben und das sind dann oft auch mal Leute mit anderen Ansprüchen. Nicht immer natürlich. Aber gerade in Corona-Zeiten haben viele Menschen in Bayern Urlaub gemacht, die sonst eher all-inklusive-Aufenthalte gebucht haben. Und für die sind wir im Angebot na- türlich sehr reduziert und nicht so kommerziell wie zum Beispiel viele Hütten in Österreich, die von der frisch aufgebackenen Breze über das Steak mit Pommes bis zur hauseigenen La- destation alles haben. Das hat auch Zeit ge- braucht, bis ich diesen Forderungen lächelnd gelassen begegnen konnte. Jetzt erkläre ich den Gästen einfach, dass das Aufladen von E-Bikes bei uns nur bedingt und bei Sonne geht, weil wir unseren Strom aus Solarzellen beziehen. Und wir sonst abends im Dunkeln dastehen. Und in Summe ist es doch von Wert, dass man dadurch auch wirklich einen Platz der Ruhe vorfindet, auch wenn das manchmal die eigene Komfortzone herausfordert? Drum möchten wir es von der Ausstattung her auch so belassen. Wir haben Wasser und einen Gasherd, der passt. Sonst ist es so, wie es immer schon war und das macht den Cha- rakter unserer Alm aus. Es kommen so viel Leut’, die hereinschauen und sagen „ach, das ist ja schön hier, einfach urig“ oder die gleich

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