88 Für mich sollte eine Frau eine Tasche haben, die jenseits vom „funktional, crossover umgehängt, ich hab die Hände frei“-Anspruch liegt. Also ein zeitloses klassisches Modell, das einen Griff hat und das man in der Hand halten kann. Der HandGestus ist für mich unersetzbarer Stil, das gilt auch für den Herren. große Angeber.“ Weil wir einfach aus diesem kleinräumigen Messeansatz „eine Box mieten und Regale füllen“ ausgebrochen sind. Und das als vergleichsweise kleines Accessoire-Unternehmen, da hat der eine oder andere schon geschaut. Aber mir hat das einfach Spaß gemacht. Ich wollte ein guter Gastgeber sein und ich wollte, dass die Leute bei mir auch mal innehalten können und sich so auch ein Feeling abholen. »WENN ICH EINEN SCHÖNEN COCKTAIL TRINKE, WENN ICH EIN KONZERT BESUCHE, WENN ICH IN SCHÖNEM GWAND ZUM ESSEN GEHE – DANN WÜRDE ICH SCHULTERBAG UND RUCKSACK DAHEIM LASSEN.« »DIE ENTSCHEIDUNG LAUTETE: NUR NOCH EINE MESSE UND ZWAR IN SALZBURG. DORT LASSEN WIR ES KRACHEN.« 1Must have So eine Messenger Bag, die wie ein Sack am Körper nur cross mit langem Trageriemen geschultert wird, ist nicht mein Fall. Für den längeren Weg ist so etwas in Ordnung. Aber immer da, wo ich ankomme, ist für mich spätestens das Umhängen vorbei. Weil der Körper ohne den Schulterriemen eine ganz andere Spannung hat. Man ist plötzlich präsent und nicht von der Tasche gebeugt. Ein komplett anderes Auftreten. Ich wäre also auf jeden Fall bei einer Handtasche oder, wenn ich viel zu transportieren habe, bei einem kleineren Weekender. 3Männerhandtasche Tolles Material! Nicht ewig haltbar, aber mir auf jeden Fall ehrlicher und lieber als ein Teil aus veganem Leder. Weil vegan zwar Absenz von tierischen, aber Präsenz von unter Umständen hochtoxischen bzw. nicht der Umwelt dienlichen Inhaltsstoffen bedeuten kann. 5Jutebeutel Ja mei! So verpönt, aber mein persönlicher Sozialisationsraum. Eine Zeit, als ich mich mit einer Dame per Wählscheibentelefon verabredet habe. Wo man, wenn man aufgeregt war, noch gedacht hat: „Mist, hab ich jetzt fünfzehn oder fünf Uhr gesagt?“ Und man in so einem Fall dann drei Stunden gewartet hat, kurz nach sechs kam dann die Angebetete und sagte: „Tut mir leid, hab mich bissl verspätet.“ Und man trotz Stunden des Wartens ganz cool sagte: „Macht nichts“ {...} Für mich auch eine sehr freie Zeit. Mit einem besonderen Lebensgefühl. Oh ja, aber das muss ich zeitlich den 90ger Jahre zuordnen. Ich hatte noch kein Handy, aber diesen großen Messestand. Damals war die Tracht plötzlich wieder ein großes Thema. Den Stand hatten wir einige Jahre auf der Salzburger Trachtenmesse. Beim ersten Mal lag die Reaktion der Leute zwischen „toll, da gehen wir jetzt nen Cocktail trinken“ und „der hat nen Vogel, der junge Nachgefragt: Marianne Grasegger hat mir erzählt, dass sie die 80ger mit Ihrem besonderen Messestand verbindet, erinnern Sie sich? Stichwort Ananas-FederRooftop-Bar… „OWA-Taschen“ Grasegger-Erstkontakt mit WowMoment! Nachgefragt: Das heißt auch Olaf müsste sein Innerstes nach außen kehren? Auf die Tasche bezogen, ja. 2Achtziger Jahre Als Auftragskunde? Na ja, wenn er sich von seiner Aktentasche trennen würde, würde ich ihm wieder ein klassisches Stück, also einen Lebensbegleiter empfehlen. Je ruhiger in Form und Optik, desto besser in dem Fall. Das würde sicher nichts avantgardistisches werden. Neben dem Erzählen von Materialien und technischen Möglichkeiten geht es beim ersten Kundentreffen vor allem ums Zuhören. Ich versuche herauszufinden, wer mir gegenüber sitzt und welche Lebensgewohnheiten dieser Mensch hat. Wenn Vertrauen gefasst ist, wird auf unserem Vorlagetisch die alte Tasche entleert. Das zeigt uns, was in dem neuen Tragwerk alles transportiert werden soll ... 4Olaf Scholz
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