Grasegger Magazin - Fahrtwind

GESPRÄCH „Auf glattem, hartem Leder funktioniert die Stickerei am besten.“ So scheinen trotz gelebter Tradition auch neue Ideen einzuziehen. In welcher Art ist das in Ordnung und woran darf auf keinen Fall gerüt- telt werden? Beide sagen, dass „immer ein gewisser Schwung in der Stickerei bleiben muss“ , sprich grad- linige Schriften eher nicht funktionieren. Ansons- ten zieht Neues über Form und Farbe ein. Und zwar am liebsten auf vertrautemTerrain. „Die Wei- terentwicklung traditioneller Produkte bewährt sich einfach, beispielsweise machen wir neue Taschen- formen mit eingestanzten Flächen, dünnere Gürtel zur Jeans oder größere Geldbeutel für Damen.“ Bei Alex auch gerne farblich passend zur aktuellen Mode: „Bei mir ist es oft so, wenn ich a Dirndl seh und mich frag, welche Tasche passt dazu, was kann die Kundin brauchen?“ Dann wird das Leder schon mal rotweiß oder kommt ein übersichtlicheres Innenfach hinzu. „Da kann man bissl spielen und in der Kombination mit der traditionellen Federkielstickerei ist das eine spannende Sache.“ Auch Markus fertigt neue Produktvarianten wie grün eingefasste Hosenträger, bleibt aber ansonsten auf klassischen Pfaden: „Wenn i die hiesige Lüftmalerei oder antike Bauernschränke anschaug, inspiriert mi des. Und beim Sticken bleib i farblich traditionell weiß und nehm wenn nur leicht gelbliche Kiele für Details.“ An dieser Stelle ist mein Ruhepuls in nie gekannten Sphären und die Runde bereit für persönliche Fragen … „Tracht entwickelt sich weiter und drum is es a schee, wenn jeder des tragt was er mog.“ Markus „hätte nicht gedacht, dass es nach dem einen Hosenträger weitergeht.“ Den er mit 18 Jahren für sich selber haben wollte und das mithilfe eines stickerprobten Werdenfelsers anging. Ein auf Federkiel hängengebliebener Autodidakt also, der „von der Ruhe an der Arbeit fasziniert ist“ und ein- fach den Werkstoff Leder mag. Besonders in helle- rem Braun, „denn des lebt wie a Holz, wird brandig und speckig. Des Produkt kriagt an Charakter und des find i persönlich sehr guad.“ Genau wie die Tatsache, dass man als Federkielsticker gleichzeitig Maler, Taschner und lebendige Nähmaschine ist. Das schätzt auch Alex. „Mir hat’s immer gut gefallen, es ist ein vielseitiger, künstlerischer Beruf und man kann sich im Rahmen der Muster beim Malen ausprobie- ren. Und es gut kombinieren, mit der Tracht und deren modischen Entwicklungen. Eine einzigartige Sache und eine große Chance, es in die neue Zeit zu transportieren.“ Die Verbindung zum Handwerk liegt bei ihm in der Familie. Auch sein Bruder ist gelernter Federkielsticker (im Gegensatz zu Deutschland gibt es in Südtirol eine eigenständige Berufsausbildung) und hat einen Betrieb in ihrem Heimatdorf. Das Alex nur aus beruflichen Grün- den verlässt, um in Brixen seinen Laden samt Werkstatt aufzusperren. Nach Feierabend geht es zurück und jedes Jahr auf die Alm. Wo er „Stick- rössl“ gegen „blauen Schurz“ austauscht und den Sommer über als Hirte auf die Dolomiten blickt. Mit allerlei Vieh und angeschlossener Gastwirt- schaft. „Das tut mir gut. Die Alm hat mich offen gemacht, persönlich und für den Beruf. Ich wäre früher nicht einfach nach Garmisch gekommen, heute mache ich das.“ Und weil das so schön ist, wird er prompt mit der Idee konfrontiert, oben auf der Alm doch Pfauen zu züchten. „Ja, das könnte man (ironiedurchzogene Pause). Aber ich weiß dann im Winter nicht wohin mit ihnen.“ Da gibt es einen Stall von Thomas Grasegger … Text: Lisa Rühl Am 7. Dezember 2019 sind beide im Trachten- und Modehaus Grasegger zu Gast und zeigen dort ihr Handwerk. Ansonsten freuen sie sich jederzeit auf den persönlichen Kontakt. Alex in seinem Geschäft in der Brixner Altstadt und unter www.federkielstickereixander.com sowie Markus in seiner Partenkirchner Werkstatt und unter www.federkielsticken.de. „Es ist ein künstlerischer Beruf, das hat mir immer gut gefallen.“

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