Grasegger Magazin - ZEIT LOS

‘ DER I MPULS , D I ESE MODE ZU MACHEN I ST N I CHT, ZWANGHAFT LEUTE M I T ETWAS NEUEM ZU ÜBERRASCHEN . SONDERN E I N GEFÜHL WE I TERZUGEBEN .’ Birgit sagt, dass es ihr zudem wichtig ist, in welchen Geschäften ihre Pullis verkauft wer- den. „Ich möchte, dass meinen Kundinnen sich einen schönen Tag machen, nett bedient werden und auch das Erlebnis mit raustragen.“ Das er- innert Marianne daran, wie Caroline und Birgit zu Grasegger-Lieferanten wurden. „Das lief sehr persönlich ab. Wir mochten das Pro- dukt, haben darüber oft gesprochen, auch mit unseren eigenen Mitarbeitern, und das Mensch- liche zog sofort mit ein – was sehr schön und auch besonders ist.“ Eine Wertschätzung, die vom Produzenten über den Verkäufer zum Träger wandert. Und um Letzteren geht es. „Wir möchten, dass das Umfeld, das Produkt und die Menschen dazu, den Käufer überzeugen – und das kann auf verschiedenen Ebenen passieren. Darum haben bei uns im Haus natürlich auch trendigere Teile ihre Berechtigung, das bewusste Zusammenspiel verschiedener Richtungen ist spannend“ , sagt Marianne. Caroline wandert gedanklich nochmal zur Tracht an sich. „In der so viel Schönes steckt! Weil sie die Tradition, diese Wurzeln hat und einfach ein praktisches, unempfindliches Klei- dungsstück ist. Das hat alles absolut nichts Ver- gängliches. Ich empfinde es so, dass das etwas Erdendes ist. Entstanden aus einer gewissen Sehnsucht oder dem Wunsch, mit dem was ich anhabe, was zu fühlen. Was mich auf den Boden bringt.“ Und gleichzeitig modische Luftsprünge ermöglicht, finde ich. Denn in ihrem Kleid „Lena“ (es gibt jetzt das Kleid zum Rock) konnte ich beides. Auf einer baye- rischen Hochzeit die Tradition auf der Haut spüren und gleichzeitig tanzendes Schweden- mädchen sein – und das Ganze wäre auch an- dersrum gegangen. Genau das findet Marianne an den Produkten von Birgit und Caroline so toll. „Ich habe beides im Amerikaurlaub getragen und oft gehört ‘wow, was ist denn das für ein Teil?’ – niemand hat das rein mit Bayern asso- ziiert, ich konnte unseren heimischen Stil un- eingeschränkt leben.“ Richtig glücklich schauen wir uns an. Das kann man eigentlich mal so stehen lassen. Mögliche Erkenntnis: Manchmal kann man Wertschätzung auch anziehen. Bald darauf kehren wir im Kreuzeckhaus ein. Beim Essen klingelt Carolines Telefon – ihr Mann sucht die graue Funktionsjacke im Wäscheberg (das Grinsen darüber musste raus und darum auch hier hin). In diesem Zuge erfahren wir, dass das der Typ ist, der sich für die Rockmacherin alle bayerischen Produktnamen ausdenkt. Die Carolines Mit- arbeiterinnen zwar oft nicht aussprechen können, aber allen Kunden prima im Ge- dächtnis bleiben. Wir sind bei Männern und Mode und stellen fest, dass (trotz vorhande- ner Töchter) sowohl im Hause Grasegger als auch bei der Rockmacherin jeweils der Sohn ins Geschäft involviert ist. Bei Birgit ist zur- zeit ein anderer Modeinteressent sehr ernst- haft am Drücker. Ein Pfarrer, der, wie sie es in ihrer besonnenen Art schildert, vom Kör- perbau eher quadratisches Ausmaß hat, möchte unbedingt einen von ihren Pullis. Der erste Mann, der „Zopf und Falte“ trägt? Wo verläuft der Zopf und wohin kommt die Falte? Da lohnt es sich, ganz in Ruhe Aus- schau zu halten. Mögliche Erkenntnis: Mensch! I M ABGANG DAMENRUNDE Text Lisa Rühl

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