Grasegger Magazin - ZEIT LOS

4 2 | 4 3 Zwischendurch wird es immer wieder sehr persönlich. Ein Nomi-Vertrauen, das einfach daliegt – zum „Miteinander Sein und Zeit vergessen“. Sie nimmt uns mit aufs Meer vor Hawaii, zur Seebestattung ihres engen Freun- des „Lilly“. Es windete – sehr. Plötzlich stand sie im Ascheregen und fand später einen Teil von Lilly in der Brusttasche ihres Hemdes wieder. Den wir, in eine Filmdose gebettet, bei unserem Besuch kennenlernen durften. Und erfuhren, dass die Reise für ihn im Blauen Land noch nicht zu Ende ist. Denn Nomi verließ Hawaii mit dem Versprechen, noch einmal tauchen zu gehen, dabei ein Walauge zu fotografieren und den verbliebe- nen Teil von Lilly ins Meer zu entlassen. Wir setzen diese Gefühlsreise fort, landen in einer anderen Geschichte, bleiben in dersel- ben Intensität. Nomi begegnete Timbo, dem größten afrikanischen Elefantenbullen Nord- amerikas. Und durfte die Beziehung zwischen ihm und seinem menschlichen Lebensgefähr- ten Chris Galluci fotografisch begleiten. Was sie, irgendwie wenig überraschend, mit Haut und Haaren tat. Bei einem Ausflug drehte sich Timbo auf einmal um und Nomi spürte das Trampeln auf trockener Erde und hörte Chris rufen: „Don’t move, don’t move“. „Und wenn 5 Tonnen auf dich zu rennen, dann kannst du dich nur ergeben. Ich habe meine Ka- meras runterhängen lassen, die Augen geschlos- sen und gedacht – ok. Ist alles vorbei?“ Aber der Elefant stoppte, genau im Abstand seiner Rüssellänge. Bog in Zeitlupe seinen Rüssel zurück, in Zeitlupe wieder vor und legte ihn dann auf Nomis Gesicht. „Er hat mich einge- atmet. Das war der Wahnsinn, wie ein Staub- sauger.“ Danach konnte sie sich nähern, ihm durchs Auge blicken. Und fotografieren – im Makro-Vertrauen. „Wenn man mit diesem Urvertrauen durchs Leben geht, ist alles möglich .” Nach ihrem Unfall landete Nomi im Wasser. Und damit im ersten Teil ihrer eigenen Evolution, wie sie es nennt. Denn die Delphinthe- rapie, mit der sie im Meer den Gleichgewichtssinn wiedererlangen und die Beweglichkeit ihrer Augen wiederherstellen wollte, war auch der Beginn von etwas ganz anderem. Nämlich der Neuausrichtung ihrer Arbeit. Hin zu Fotokunstprojekten, die den Zusammenhang von Mensch, Tier und Natur zeigen und dabei in die Tiefe, in die Seele der Motive blicken. Nach dem Auge eines wilden Delphins, be- gegnete sie in der zweiten Evolutionsstufe dann der größten Spezies der Erde, dem Elefanten. Es folgten die Sterne und das Universum in der grönländischen Arktis und dann ihr aktuelles Projekt mit den Ad- lern in der Luft. „Und dann bin ich durch“ , lacht sie. Wir überlegen, dass eigentlich nur noch das Feuer fehlt und kommen irgendwie zum ema Feuerbestattung. Und während wir noch ein „bitte nicht“ her- vorbringen, sagt Nomi in ihrer Nomi-Art: „Eins weiß ich todsicher: Keiner von uns kann irgendwas mitnehmen“ (darum lassen wir doch lieber was Gutes da oder?). „Und wenn ich jetzt zurückschaue denke ich, das ist alles wie geführt. Ich verstehe mich als Teil vom großen Ganzen und dieses möchte ich auch anderen vermitteln.“ ‘WOLLT I HR L I LLY KENNENLERNEN? ’ ‘ I CH HABE E I NE E I GENE EVOLUT I ON ENTWI CKELT.’ Die Füße sind ruhig. Die Gefühle nicht. Schauen wir jetzt noch Dias an? Welche Geschichte haben die alten Steiff-Teddys in ihrer Bibliothek? Ein großer Print zeigt sie in jungen Jahren, im Fliegeranzug, mitten in der Wüste. Hat sie eine Feder in der Hand? © Nomi Baumgartl „Wisdom of the Sky “, Eagle Eye, French Alps 2018.

RkJQdWJsaXNoZXIy Mzk0ODY=