Grasegger Magazin - ZEIT LOS
„Aber diese Gefühlswelt kann auch ein Buch beinhalten, das auf einer Insel spielt. Es geht um Lebenswelten und das damit verbundene Emp- finden, wenn der Mensch in der Natur immer kleiner wird. Das Zurückziehen ist in diesem Fall etwas Vorwärtsgewandtes, weil es etwas in Gang setzt.“ In Gang setzen kann man auch was, wenn man Bücher weitergibt (ich kann den Holly- wood-Gedanken irgendwie nicht ganz loslas- sen). Weil man es ganz bewusst tut. Und es kein Film ist, den der andere in eineinhalb Stunden mal so mitnimmt. Nein, in einer Buchempfehlung steckt mehr. Man gibt etwas von sich selbst preis, überlegt, ob ema und Sprache zum anderen passen, schenkt und stiehlt ihm oder ihr Zeit zugleich. Ob Michl vomWeitergeben so begeistert ist, er möchte ja Bücher verkaufen oder? „Doch, ich sage immer: unbedingt weitergeben! Denn das ist auch etwas, was das Buch kann – durch dieWeitergabe 100x wieder eine Emotion wecken, das finde ich total stark.“ Besonders bestimmte Klassiker sollten reisen, „denn das sind Geschichten, die haben eine ge- wisse Langsamkeit inne, eineWertevermittlung. Und auch neue Literatur kann dadurch zu einem Klassiker werden. Des is einfach schee.“ Die Werte bringen uns nach Hause, nach Garmisch-Partenkirchen. In München und Regensburg ist er studienbedingt gewesen – aber hier möchte er sein. „Ich bin nicht je- mand, der jeden Tag irgendwo raufrennt. Aber ich könnte es – und das genieße ich sehr. Und so geht es glaube ich vielen Menschen hier – sie verzichten bewusst auf andere Dinge, weil das hier ihnen vielWert ist.Wir sind einfach ein Ort, wo es wahnsinnig tolle Sachen gibt, aus dieser sehr bodenständigen Struktur heraus. Mit fami- liengeführten Betrieben, die das, was sie machen, einfach aus einem bestimmten Grund heraus machen. Und darum hält sich das. Das finde ich super.“ Michl wiederum hält sich neuerdings am Radl-Lenker fest. Nicht ganz freiwillig, denn seinen Platz im familiären Car-Sharing hat Sohn Berni eingenommen. Der durch die Nutzung des alten Kassettendecks sowohl sein musikalisches Abspielbewusstsein än- derte, als auch den Arbeitsweg seines Vaters. „Was man beim Radeln alles sieht und wen man alles trifft, das hast du mit dem Auto nicht.“ Und auch der ein oder andere Schlenker liegt leicht auf dem Weg... eine herrlich abwegige Idee. ‘ MAN SOLLTE E I NE BUCHHANDLUNG AUCH ALS ORT SEHEN , WO MAN H I NGEHEN KANN , OHNE WAS ZU KAUFEN .’ M I CHL Text Lisa Rühl
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