Das Grasegger Magazin - No.8

66 FANNI, FELSEN FUNKLOCHFRIEDEN Z E H N W O C H E N Denn was ein paar Tage zuvor die Höllen- taleingangshütte als zentrierte Muckel- bude war, weicht heute auf den Wiesen der Wettersteinalm einem anderen Ge- fühl. Durch einen dick bemoosten, wun- derschönen Bergwald geht es hinauf, begleitet von Wänden, aus denen Quell- wasser sprudelt – was für eben solche Ge- danken sorgt. Man möchte am liebsten stoppen, verweilen und sich einfach darü- ber freuen, dass es solche Plätze über- haupt noch gibt. Schon mal ein guter Anfang, um zur Ruhe zu kommen oder? Dann sind wir oben und … Weite! Die Wirte der Alm, deren Grundmauern seit 1875 stehen, sind Muggi und Hannes Grasegger. Und schon mal vorwegneh- mend, was ein Leben hier bedeutet, sitzen sie nicht etwa wartend auf dem Sonnen- bankerl, sondern sind in den Gebäuden verschwunden. Nur Fanni, die Hündin, liegt entspannt da und schaut uns erwar- tungsfroh an. Wir folgen den Arbeits- geräuschen im Inneren und treffen Muggi, die die Alm gerade winterfest macht … Ihr lebt einen sehr ursprünglichen Alm- gedanken, weil ihr nicht nur die Hütte betreut und Gäste bewirtet, sondern auch Vieh hütet … Ja, mia san eigentlich wegen den Rindvie- chern da und können nebenbei die Alm bewirtschaften. Mein Mann ist von Anfang Mai bis Ende Oktober als Hirte angestellt und kümmert sich um die Tiere. Die sind jetzt schon weiter unten am Wank. Aber 10 Wochen sind wir mit den Viechern hier oben, weil sie dann ausreichend Fressen haben. Das gibt einem schon etwas, weil die Tiere den Rhythmus vorgeben. Wenn das Futter in einem Gebiet zum Beispiel knapp wird, dann zeigt die Herde das an, druckt auf eine andere Weide rüber, das gspannt man dann scho. Und gleicht diese Naturverbundenheit und die Art des Alltags den täglichen Arbeitsstress aus bzw. bekommt ihr von der Ruhe hier oben selbst etwas ab? Der Unterschied ist halt, im Vergleich zum Tal, dass man hier oben schon weg ist von dem Ganzen. Freilich ist es auch scho mal Stress, wenn viel Leut’ auf einmal kommen, in der Küche etwas ausgeht oder wir wie heuer Hochwasser haben. Aber hier gehts’ um etwas Anderes als unten – um die Viecher, um die Leut’, die grad da sind, um das, was in dem Moment zu tun ist. Ich kann nicht schnell einkaufen gehen, noch- mal kurz irgendwo hinfahren oder auf den Wank wandern – die Möglichkeiten der Ab- lenkung sind einfach nicht da. Und diese Konzentriertheit bringt auch im stressigen Arbeitsalltag eine gewisse Ruhe mit sich. Weil vieles, was unten noch rundherum möglich wäre, hier oben einfach nicht mög- lich ist. Das beruhigt eher. Berghüttenbesuch Volume 2, einsame Lage, anderes Bild. Das bestätigt Hütehund Fanni, indem sie ihren Kopf entspannt auf die Pfoten sinken lässt … ich halte nach Hannes Aus- schau, um ihn ins Gespräch einzubeziehen … aber nur ein Rumpeln vom Dach ist zu hören und ich frage Muggi, was noch wichtig ist, um so ein Almleben in Gänze gut hinzubekommen? Bevor wir uns hierfür entschieden haben, haben wir unsere Freunde und Bekannten gefragt – helft’s ihr uns? Weil ganz alleine schafft man sowas nicht. Und jetzt haben wir unsere Truppe, die im Frühjahr kommt zum Zaun machen, zum Dachrinnen einhängen, Mäharbeiten erledigen usw. Natürlich ma- chen wir auch viel alleine – brauchen aber eben unsere Helfer. Das ist für beide Seiten gut. Beruhigend für uns, weil wir Hilfe haben, aber auch eine Auszeit für die Freunde, die sie trotz Arbeit genießen … Spricht für den Herdengedanken, auch bei Menschen, kommt es mir in den Kopf. Den- ken wir doch oft im Alltag, viel alleine schaf- fen zu müssen bzw. wurschteln uns eher mit Scheuklappen durch … was nehmen die Helfer hier oben also mit? Einfach ein besonderes Erlebnis. Und ein Wochenende auf der Alm verbringen, kann ja auch nicht jeder. Man kommt wie gesagt in einen anderen Alltag hinein und erfüllt eigene Aufgaben. Zum Beispiel haben wir junge Burschen, die meinem Mann mit den Viechern helfen, aber dann auch ganz selbst- verständlich in der Küche abspülen oder F E I E R A B E N D

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