TG: Außerdem wären uns ohne diese Manufaktur Übernahme ganze Zweige vom Geschäft weggebrochen. Was meinst du damit? TG: Die lokalen Trachten, die in der Manufaktur gefertigt wurden. Also ortstypische Joppen und Westen für Männer – das, was früher mal die Herrenschneider gemacht haben. Ob das eine Garmischer, eine Mittenwalder oder eine Uffinger Joppe ist – die hätte es einfach nicht mehr gegeben, das Stück Kulturgut wäre weg gewesen. Mit welchem Gefühl geht ihr heute ins Geschäft? MG: Was mich am meisten freut, ist, dass wir wirklich einen sehr sehr guten Mitarbeiterstamm haben. Einfach zu wissen, wie viel Rückhalt es da gibt, das tut so richtig gut. Das hat sich aber auch in unserer Zeit dorthin entwickelt. Wann genießt du dieses Miteinander denn besonders? MG: Also am allerliebsten mag ich’s am Samstag, denn wer am Wochenende arbeitet, der macht das aus ganzem Herzen. Und wenn wir dann abends zusperren, gibt’s oft noch eine Flasche Sekt und dazu ein persönliches Gespräch über das, was an dem Tag war. Jeder bringt da etwas Wertvolles ein und gerade samstags spürt man dieses Gemeinschaftsgefühl und ich geh’ da sehr gestärkt raus. Ähnlich ist es, wenn wir miteinander zum Einkaufen auf die Messe fahren. Da sind wir immer eine bunt gemischte Truppe und im vollen Auto hat’s eine Mordskommunikation. Erst tauschen wir uns privat aus, dann geht’s ins Geschäftliche über – aber die Mischung ist immer richtig gut! Derweil sind Gulaschsuppe und Kaiserschmarrn verspeist und wir machen uns auf zum Gehen. Wobei der drückende Hosenbund die Sehnsucht nach der heimischen Jogginghose weckt und gedanklich zu einer vertiefenden Frage an Marianne führt. Habt ihr als „Berufs-aus-dem-Ei-Gepellte“ ein ausgeleiertes Assi-Outfit daheim? MG: Gibt’s schon. Mehr ist Marianne nicht zu entlocken. Stattdessen lenkt sie geschickt auf ihren Mann ... Thomas kann das auch ganz gut, der trägt daheim den „grauen Riesen“. ??? Tochter Kathl holt schnellen Schrittes auf und hilft der Konkretisierung auf die Sprünge: KG: Das ist eine Jogginghose, die der Papa bis übern Bauchnabel hochzieht, dazu ein graues T-Shirt und ein grauer Pullover drüber – der Pullover kommt dann noch in die Jogginghose rein. Und echt ist es nur, wenn’s irgendwo noch ein Loch und einen Fleck hat. An Weihnachten, das kannst du schon schreiben, wird, sobald er vom Friedhof heimkommt, noch vor der Bescherung der graue Riese angezogen. Immer schon. Das feier ich. Und gehe ein Stück mit Kathl weiter, die den graue Riese-Eigennamen aus Kinderzeiten zu verantworten hat (Thomas = groß = grau = grauer Riese). Aus einer ganz ähnlichen Zeit stammt noch ein weiterer Kathl-Ausspruch: „Gewänder, Gewänder, Gewänder – immer dreht sich alles nur um Gewänder ...“ „Wir sind vor der Entscheidung gestanden, entweder das gibt es nicht mehr, oder wir machen es selber.“ 9
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