Das Grasegger Magazin - No.11

8 Oder aber auch nicht. Denn Thomas hat Hunger. So führt der erste Weg nicht wie gedacht auf einsame Pfade, sondern direkt zur Gulaschsuppe auf die Sonnenalm. Auch gut. Ich lande neben Marianne und Thomas und stelle gleich mal eine Favoritenfrage ihrer Mitarbeiter: Hattet ihr euch das alles, als ihr 1984 das Geschäft eröffnet habt, so vorgestellt? MG: Ich glaub’ wir haben uns da gar nichts vorgestellt. Sondern einfach situativ gedacht: das ist jetzt so und wir starten mal. Aber prägend war bestimmt, dass wir unseren Start mit diesem Gebäude, also mit dem damaligen Neubau hatten. Wir haben Abende lang über den Plänen gesessen und rückblickend auch echt viel Schmarrn gemacht. Zum Beispiel? TG: Haben wir im Eingangsbereich rechts eine Aktionsfläche geplant und dort einen Adventsmarkt veranstaltet, den ich in der Art von meinen Arbeitsjahren beim Beck in München kannte. Nach dem Vorbild haben wir Christbaumkugeln eingekauft und dabei nicht bedacht, dass unser Ort gar nicht so viele Kränze hat. Wir hatten also ein paar kaufende Kunden und ansonsten Christbaumkugeln für eine ganze Kleinstadt ... MG: Und als wir anfingen, war die Ware noch einzeln sortiert. Es gab einen Ständer Röcke, einen Ständer Blusen und einen Ständer Hosen. Die Leute kauften nur nach Bedarf, kamen also und sagten: „ich brauche einen blauen Rock.“ Von einer Fortbildung habe ich dann den Kombinationsgedanken mitgebracht, also ganze Outfits eingekauft und präsentiert. Da waren die Kunden anfangs völlig überfordert und der Verkauf echt schwierig. Da hat sich von damals bis heute wirklich sehr viel getan. Was waren weitere neuralgische Wendepunkte? MG: Also geschäftlich war der größte Wendepunkt, als Thomas die Manufaktur übernommen hat. Der Standort war damals Kempten, ich hatte zwei kleine Kinder daheim und Thomas ist gependelt und war demnach wenig da. Das war ein großer Einschnitt und eine maßgebliche Entscheidung, mit der ich zu dem Zeitpunkt sehr gehadert habe. Wie habt ihr das trotzdem geschafft? MG: Es hat betrieblich dann doch einfach Sinn gemacht. Die große Landhaus- Modewelle war vorbei und wir hatten im Geschäft einen ziemlichen Einbruch – und wären beim Status quo gezwungen gewesen, Mitarbeiter zu entlassen. Durch das zweite Standbein Manufaktur konnten wir die dort aber neu beschäftigen und somit halten. Das war dann ein richtig gutes Gefühl, das alles andere überlagert hat. Da hat Thomas unternehmerisch den Mut und den Weitblick gehabt. „Es hat sich vom reinen Bedarfsverkauf zum Wünsche erfüllen entwickelt.“

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