11 Das ist ein gutes Stichwort, denn endlich bekomme ich Franz zu fassen. Er ist der, der die Richtung vorgibt und das Geschäft weiterführt. Wie bist du da ursprünglich mal hineingeraten? FG: Meine Eltern haben schon früh gesagt, wenn’s ihr mehr Taschengeld braucht, könnt’ ihr jederzeit im Geschäft arbeiten und wir bezahlen euch gut. Das hab’ ich getan und mich da immer sehr wohlgefühlt. Wann war das? FG: Das erste Mal schon nach der vierten Klasse. Da hab’ ich an der Kasse Tüten aufgefüllt, Bügelkörbe ausgeleert und später bei der Produktauszeichnung helfen dürfen – dann ist immer mehr dazu- gekommen, letztendlich auch das ergänzende Studium. Und viele Dinge, die mir richtig gut gefallen, habe ich erst durchs Geschäft kennengelernt. Was gehört dazu? FG: Zum Beispiel alles, was mit Architektur und Innenarchitektur zu tun hat, das hätte mich auch sonst interessiert und bei unserem Anbau vor zehn Jahren konnte ich das voll ausleben. Und das andere, was mir auch ohne Geschäft total gut gefallen würde, ist, Gastgeber zu sein. Aber Gastgeber kann ich im Geschäft auch sein, das ist total schön. Und wo wird’s in Zukunft hingehen mit dem Trachten- und Modehaus? FG: Jetzt ist erstmal eine Phase, in der es darum geht, den Status quo mal stabil zu halten. Gerade wenn meine Eltern bald kürzertreten, ist es keine Zeit, um riesige neue Projekte anzureißen. Aber das ist die kurzfristige Vision. In der längerfristigen Vision hat schon vieles Platz ... Ein paar laut ausgesprochene Gedanken dazu? FG: Die Möglichkeiten sind vielfältig, weil wir ja die Manufaktur und das Geschäft haben. Gut ist, dass sich beides mehr und mehr zur Einheit entwickelt hat. Wobei in der Manufaktur gerade schon die Herausforderung liegt, dass viele kleine Händler, die langjährige Partner sind, aus verschiedenen Gründen aufhören. Da kommt natürlich schon der Gedanke auf, ob es eigene zusätzliche Filialen braucht, um unsere ManufakturKollektionen an den Kunden zu bringen. Was ich definitiv im Moment nicht will, aber darüber nachdenke. Genauso muss man beobachten, wie sich das ganze Online-Thema entwickelt und ob es nicht doch mal Zeit für einen Webshop wird. Momentan fühlen wir uns aber wohl, gegen den Strom zu schwimmen und keinen zu haben. Was wäre denn, wenn du ohne jegliche Konsequenzen etwas ausprobieren könntest? FG: Dann wäre das eine Kombination aus Bekleidung und gutem Essen. Ich könnte mir sehr gut ein Grasegger Hotel, ein Grasegger Restaurant oder Grasegger Lebensmittel vorstellen. Wo einfach das drinsteckt, was uns wichtig ist. Wir sind ja eher ungewöhnliche Bekleidungshändler, also nicht die großen schnell- lebigen Modetypen. Sondern wir mögen, dass das, was wir machen, eine bestimmte Herkunft und Qualität hat und dass eine Geschichte dahintersteht. Das könnte in anderen Bereichen auch gut möglich sein. Zum Beispiel den Teppich aus Werden- felser Bergschafwolle zum Janker... in diese Richtung. Wir haben diese extreme Wurzel, das ist dieses Gwand aus unserer Heimat. Damit meine ich nicht nur die silbergraue Joppe, sondern auch der Lodenpulli, den ich zum Skifahren an- ziehen kann. Das ist die Wurzel und das wird glaub’ ich auch unsere Wurzel bleiben. Aber das muss es nicht alleinig sein. „Es ist nirgendwo festgeschrieben, dass Grasegger nur bedeutet, Bekleidung zu verkaufen und herzustellen. Vielleicht gibt’s am Horizont irgendwann noch etwas anderes.“
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