4 VON LISA RÜHL LIEBES BRIEF Zehn Jahre Grasegger Magazin. Unglaublich. Da darf man sich schon mal ein bisschen alt fühlen. Und während sich mein selbstkritischer Kopfklaus zu Wort meldete, ob noch genug Frische in meinen tippenden Fingerspitzen steckt, brachte mich meine geliebte nordische Heimatstadt wieder in anderes Fahrwasser. Ich fuhr also wie fast jede großen Ferien einmal durch Deutschland hindurch und hatte bald das Meer im Blick. Erster Eindruck: Szenenwechsel mit steifer Brise tut wie erwartet gut und schlägt so manchen Zweifel in den Wind. Eine weitere Erkenntnis kam aber völlig überraschend. Sie ging mit dem Besuch der neu gestalteten Innenstadt einher. Um es gleich vorweg zu nehmen: die wassergespeisten Erholungsbereiche rund um die Fußgängerzone waren wirklich schön geworden! Aber der Rest führte bei mir zu akuter Garmisch Sehnsucht und ließ mich mit jeder Faser spüren, welchen Wert doch die Beständigkeit hat. Denn außer hübschen Sitzgelegenheiten konnte ich die Einkaufsmeile meiner Kindheit nicht mehr wiedererkennen. Wo waren sie hin, die Weipert Kaufhäuser und Knutzen Sportgeschäfte von damals? Stattdessen viel Leerstand und kaum ein inhabergeführtes Geschäft mehr zu finden. Ein eher trostloser Tapetenwechsel. Aber manchmal ist eben dieser augenöffnend. Begleitendes Zitat meiner Mama: „Früher sind wir durch diese Fußgängerzone gegangen, nur um Schaufenster zu schauen, weil es so viele schöne gab.“ Die sind jetzt so gut wie weg. Aber hier in Garmisch gibt es sie. Und so wird mir jetzt nochmal mehr warm ums Herz, wenn ich die Leute vor den Grasegger Fenstern stehen sehe. Mal vertraut versonnen, mal aktiv beratend, aber immer im Genuss der heimischen Bummelkultur. Die gar nicht selbstverständlich ist. Also bummeln Sie! Von Garmisch nach Partenkirchen und wieder zurück. Mit Schwenk in all diese inhabergeführten Läden, die uns mit einer Kombi aus Erneuerungsdrang und Bewahrungsgespür das Leben verschönern. Diese Läden mit verbindlichem Aufeinandertreffen und persönlichen Geschichten – ich habe sie schon in der ersten Ausgabe geliebt und nach zehn Ausgaben tue ich es immer noch. Großes BummelEinkehr-Ehrenwort.
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