Das Grasegger Magazin - EinBlick
Wir überlegen uns auch immer wieder, wie Heimat in Bekleidung ausschaut. Und grad der Schafwoll- janker, den Du anhast Johanna, das ist für uns ja so ein richtiges Heimatteil. Gibt’s in Briol heroben a ir- gendwas, wo ihr sagt, das is ein Stück Heimatessenz? Anna: Es is einfach die Natur an und für sich. Ich kann’s weniger an ein Produkt binden, son- dern es sind wirklich die Berge, der Blick, jetzt a grad wie heute, diese kalte luft, dieses Naturer- lebnis. Und dann auch die Gäste. Viele besondere Gäste. Viele schöne Gespräche. Johanna: Ja, das Teilen dürfen, gell, mit den vie- len tollen Menschen, die das auch so fühlen. Das is so ein Fließen... Des is bei uns auch so. Die Besucher, die zu uns ins Haus kommen, die sind das, was es prägt. Johanna: Das strahlt Ihr auch aus. Es ist immer ein Geben und Nehmen. Sonst läuft’s ned. Und da seid Ihr einfach ein Vorbild. Und deswegen der Sarner (südtirolerisch Schafwolljanker, Anm. d. Red.), den trag ich liebend gern. Da kommt ein Stückele Garmisch rüber nach Briol. Vielleicht noch ein Gedanke: Als wir unser Geschäft anbauten, hat uns die Gratwanderung zwischen neuer Größe und Bodenständigkeit beschäftigt. Wie wächst man und bewahrt trotzdem den bodenstän- digen Charakter des Hauses? Bei Eurer Pension hab ich mir gedacht: Das alles hier wirkt so bodenstän- dig. Aber wenn man dann überlegt: Reduzierter Bauhausstil, an diesem Ort, erbaut in den 20er Jahren, eigentlich a ned unbedingt das, was man mit südtiroler Bodenständigkeit verbindet. Warum kann man sie trotzdem spüren? Johanna: Ma, i denk die Bodenständigkeit kommt über die Jahre. In der Basis wurde ganz was Großartiges geschaffen. Und das Großartige für mich, liegt einfach in der Einfachheit. Das hat über die Jahre überlebt. Und vielleicht in letzter Zeit sogar wieder an Qualität zugenommen. Für den Einen. Für den Anderen vielleicht nicht. liegt wieder bei einem selber, wo man’s findet. Anna: Ja, die Architektur war wahrscheinlich ned bodenständig. Stimmt eigentlich. War schon ein Meilenstein. Es ist aber nie so luxuriös aufgezogen worden. Das ist nicht selbstverständlich und i glab, dass es sicher auch durch die Menschen, die es geführt haben, so bodenständig geblieben ist. Johanna: Wobei es a immer a Gratwanderung ist. Diesen Weg zu finden. Wie Du es sagst, mit Eurem Zubau jetzt. Auf was setzt man? Schon immer logisch auf Qualität, aber es muss jetzt nicht so... überheblich soll’s nicht sein. Anna: Richtig. Wie Du sagst: Es ist zwar Qualität, aber ned übertriebener luxus. Andere Art von luxus, sagen wir immer. Eine andere Art. FG | Hoch oben über dem Eisacktal sitzt eine Pension, so einmalig wie die Natur, in der sie sich befindet. In der heutigen Form bereits 1928 komplett im schnörkellosen Bauhausstil errichtet, ist sie seither im Besitz der Erbauerfamilie und wurde durchge- hend von deren Frauen im Zeichen der Sommer- frische betrieben. Heute von Johanna Fink-Settari und ihrer Tochter Anna. Ein Ort, an dem man den emen Tradition, Heimat und Bodenständigkeit auf ganz natürliche Weise begegnet. An dem sich auch wir Werdenfelser unglaublich wohlfühlen. Und dessen Wirtsfamilie ich zu meinen Freunden zählen darf. Ein Gespräch über das, was uns bewegt und verbindet. Was denkt Ihr: Prägt die Heimat den Menschen, oder der Mensch seine Heimat? Anna: Ja, ich hab mir schon oft Gedanken gemacht, was Heimat eigentlich ist und woher das Gefühl kommt. Warum man so diese Ver- bundenheit spürt. Und i verbind des eigentlich immer mit einem Menschen. In dem Fall bei mir ganz stark die Mama. Ich weiß nicht, ob des bei anderen auch so ist, dass die Mutter wirklich sehr prägend ist. Und wenn ich jetzt eben auch in Düsseldorf bin und höre den Wind in den Birkenblättern, oder wenn ich etwas Bestimmtes schmeck’, oder irgendwas riech’, dann erinnert das mich halt schon sehr, ned unbedingt örtlich an Bozen oder an Briol, sondern eher so: Mama – und dann natürlich im zweiten Sinne auch an den Berg, an die frische luft... Wie ist das bei Dir Johanna? Johanna: Für mi is es bissl auch wie bei der Anna, aber unbedingt lässt sich’s nicht trennen: Menschen und landschaft prägen. Wenn ich das mit Briol zusammen bring: Kindheit erlebt – herrlich, das Glück g’habt, einfach Wohlgefühl wahrzunehmen, die Mama, liebe Tanten, Herz- lichkeit und Großzügigkeit und einfach Mensch sein dürfen. Und verbunden noch mit einem Ort, wo Du des auch leben kannst: die Natur, barfuß rausgehen, keine Regeln, sag i jetzt a mal, nicht funktionieren müssen, sondern sein, wie man ist. Dieses Gefühl, glaub ich, wird ganz in frühester Kindheit geprägt und des is die Basis, und des kann man nachher immer wieder her- holen, im leben. FAM I l I E F I NK - S E T TA R I BR I OL
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