Das Grasegger Magazin - EinBlick

J O S E F ZOl lNE R SCHUHMACHERE I Vielleicht noch ein, zwei Sätze mehr dazu? Dass ich auch mal was anderes gesehen habe und weiß, dass hier nicht der Nabel der Welt ist. Und dass du dann hier geblieben bist, war dann berufsbedingt? Ja, mein Opa und mein Vater waren auch schon in der Werkstatt. Ich bin so aufgewachsen. Aber du bist jetzt zufrieden damit? Ja, so lange du das selbstständig machen kannst, passt’s. Wie kaufst du fremde Schuhe? Gar nicht. Schön. Das Interview läuft richtig gut... und für deine Frau? Die kauf ja ned i, die kauft sie sich selber. Aber wenn sie dann heimkommt, prüfst du dann die Qualität? Na. Und flickst du sie mal? Na. – Er. (Zeigt auf seinen Mitarbeiter Andreas). Und gibt es noch einen Tipp, wie man Schuhe be- handeln sollte, damit sie länger halten? Den Schuhlöffel benutzen. Und noch? In den Schrank reinstellen und nicht tragen. Gibt es in deiner Familie ein gelebtes Ritual? In der Früh in d’Arbeit gehen und auf ’d Nacht wieder heimgehen. Das ist aufregend. Aber du bist trotzdem froh, dass du hier wohnst? Ja. Aber in Amerika wäre es auch schön… Kanada eher. Was ist dort für dich anders, was ist ähnlich wie hier? landschaftlich ist es ähnlich. Mich tat’s aber eher in den Norden ziehen, weils da no mehr Platz host und da weniger leut sind. Also wenn wir nochmal auf die Bergschuhe zurück- kommen, führst du sie eher in einsamere Ecken aus? Eher scho, ja. I geh mit Sicherheit ned den Wank nauf, wenn’s schee Wetter ist. Sondern dahin, wo ned jeder hingeht. Und lass mich raten – wo das ist, sagst du nicht? Genau. Da triffst bloß de leut, die’s d’kennst. Und das genießt du? Ja. Bevor derWortvulkan außer Kontrolle gerät, beende ich das Gespräch, grinse tief in mich rein und verlasse den seit 1923 bestehenden Traditionsbetrieb. „Heimat ist da, wo man sich nicht erklären muss.“ JOHANN GOTTFRIED VON HERDER LR | Und einfach so ist, wie man ist. Ein Gespräch mit Schuhmachermeister Josef Zollner. Was macht deine Schuhe aus? Sie werden bis heute von Hand gefertigt und sind passgenau und bequem. Und innen aus chrom- frei gegerbtem leder. Das ist naturbelassen und nimmt die Feuchtigkeit vom Fuß sehr gut auf. Wieviel Heimat steckt in ihnen? Mei, Haferlschuh san Haferlschuh. Und...? Kommen ursprünglich aus dem Allgäu und haben um die Jahrhundertwende hier Einzug gehalten. Was fühlt der Träger? A Blasn... zumindest am Anfang. Warum gibt es sie nicht in grün oder gelb? Gibt’s scho, kauft aber keiner. Warum sind deine Schuhe beim Grasegger richtig? Weil sie zum Gwand dazua passen. Wohin gehst du, wenn du deine Bergschuhe selber ausführst? Egal. Ein bisschen ausführlicher? Am liebsten da, wo koa Bahn raufgeht. Aber du bist schon gern am Berg? Ja. Und was würdest du vermissen, wenn du von hier fortgehen müsstest? Gar nix. Der gemeineWerdenfelser, vor allem der Männliche, ist für seinen nicht allzu großen Rededrang bekannt. Bei welchen emen taut er auf? – Aha. Und wann schleichst du dich auf leisen Sohlen davon? Wenn ich vorne nette Kundschaft hab... dann bin i weg. Du prägst Leder, was hat dich geprägt? Der Beruf. Und dass ich auch mal eine Zeit weg war. In Amerika und Kanada.

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