Das Grasegger Magazin - EinBlick

32 / 33 Das können Menschen, die nah am Berg aufwachsen wahrscheinlich ganz gut oder? Diese Einsamkeit nicht nur auszuhalten, sondern auch bewusst zu genießen? Ja. Das „sein Platzerl haben“ ist typisch für hier. Das spielt für die hiesige Bodenständigkeit eine entscheidende Rolle. Meine Heimat auf der Zunge habe ich... Zum Beispiel beim Gschwandtnerbauer droben. Ich bin keine große Fleischesserin mehr, aber a Stückerl Fleisch von seinen Rindern, naturbelas- sen und in seinem Holzofen gmacht – ja, das ist Heimat auf der Zunge. Ein Produkt unserer Region... Sind unsere Kräuter. Dabei macht es die Mi- schung aus. Die probiere ich zusammen mit einer regionalen Bäuerin aus und stelle dann die ver- schiedenen Mixturen für unseren laden zusam- men. Ich habe zum Beispiel schon vor langer Zeit, noch bevor es unseren laden gab, immer nach einem guten Kräutersalz gesucht. Und war nie ganz glücklich. Heimat zum Fühlen, Riechen, Hören ist für mich... Wenn wir unterwegs sind und ich den Geruch von frisch geschnittenem Holz in der Nase habe. Oder der Waldduft beim Schwammerl suchen. Im Dirndl fühle ich mich... Bestens angezogen. Es begleitet mich seit Kindheit an und ist für mich etwas Selbstverständliches. Es macht Spaß, es zu tragen und man fühlt sich unheimlich wohl. Auf dem Markt sollte man... Produkte aus unserer Region finden. Du hattest mal einen Marktstand... Ja. leider schaffe ich das heute zeitlich nicht mehr. Aber es war ein wunderbares Erlebnis, ich war sehr gerne Marktfrau. Weil du viele Menschen triffst und mit ihnen ins Gespräch kommst. Du merkst auch, wie viele Einheimische da dorten sind. Und die Kaufkraft ist erst einmal egal, es kommt darauf an, dass man sich trifft, miteinan- der spricht und sich immer wieder begegnet. Das ist glaub i was auch den Markt ausmacht. Da ist Heimat und Zeit für Heimat. In zehn Jahren bin ich... Hoffentlich gesund und alles ist noch so, wie es jetzt ist. Abschließend sagt Annemie, dass ihr Heimatgefühl zwar immer da war, aber stetig gewachsen ist. Dass sie heute eine tiefe Verbundenheit spürt und gar nicht mehr so oft in den Urlaub fahren muss. Sie sei wirklich da. Da hoam. LR | „Unsere Produkte können Geschichten erzäh- len.“ Ein Satz, der mit Grasegger verbunden ist. Und der auch zu einem kleinen Grainauer Laden ausgesprochen gut passt. Mit vielen regionalen Produkten in den Regalen, die alle sorgfältig aus- gewählt, zumTeil selbst produziert und mit Wissen und Liebe verkauft werden. Von einer Frau, die bei ihrer „Butterbrotblüten-Wildkräutermischung“ leuchtende Augen bekommt und sich im Trachten- gwand einfach zuhause fühlt. Annemie Betz, charismatisch, modern und boden- ständig zugleich – wie der grüne Smoothie aus ihrem Garten, den sie mir zu Gesprächsbeginn vor die Nase setzt. Wie kamst du dazu, dich voll und ganz heimatlichen Produkten zu widmen? Wir hatten früher eine Drogerie und das war rei- ner Großmarkteinkauf. Danach war der Wunsch nach etwas anderem sehr groß. Heute ist bei jedem Produkt, das wir verkaufen, eine Geschichte dabei, die ich bei mir im laden persönlich erzählen kann. Und das ist beim Grasegger ja auch so. Drum hab ich mich auch mal dort beworben, weil mir dieses Greifbare, Authentische sehr wichtig ist. BeimVorstellungsgespräch hat omas Grasegger dann gesagt „natürlich nehme ich Sie.“ Da war ich neunundfünfzig. Das werde ich nicht vergessen und das war ein super Gefühl. Doch dann kam unser laden und Zentrum des Geschehens blieb Grainau. Und darüber möchte ich gerne mehr erfahren... In Grainau zu leben bedeutet für mich… Heimat. Ich habe dort meinen Laden weil… Ich hier zuhause bin. Aus Omas Kochtopf hat mich bis heute geprägt… Ihre liebe zu den Nahrungsmitteln und Produk- ten aus unserer Region. Seit meiner Jugend ist mir vertraut… Eine Alm in der Eng (laliderertal/Karwendel), auf die ich bis heute jedes Jahr gehe. Diese Ein- samkeit auch mal, der Rückzug, dieses aus dem Weltgeschehen herauszutreten. ANNEM I E B E T Z BETZ GENUSS

RkJQdWJsaXNoZXIy Mzk0ODY=