Das Grasegger Magazin - EinBlick
Und warum hast du immer kurze Hosen an? I hob koa lange. Denn ich bin der Meinung, dass wenn ma a kurze Hosn das ganze Jahr über o hat und jeden Abend an warmen Enzian trinkt, man nicht krank wird. Und das funktioniert eigentlich ganz guad. Zwischen Knie und Knöchel friert man nicht. Für mich ist eine lange Hose wie ein Gefängnis, da hab ich koa Bewegungsfreiheit. Prädestiniert als Lederhosenträger also... I hob a kurze lodenhosn, die hab ich mir vom Grasegger kürzen lassen. So bin ich selbst auf Hochzeiten und Co. passend angezogen – aber eben kurz. Du bist unmerklich tätowiert. Trägst du ein Stück Heimat auf der Haut? Ja, ich habe mir zum Beispiel mit 19 Jahren Garmisch und das Wappen über den Bauch tätowieren lassen. Des is mei Heimat und des darf jeder sehn und da steh i dazu. Und dann habe ich noch den Bockhüttenkönig am Bein. Die Bockhüttn ist auch ein Stück spezielle Heimat für mich. Der schönste Fleck, völlig naturbelassen – mein persönliches Ruheziel. Am schönsten ohne Telefon, einfach nur schauen und ratschen. Und das ist auch hier im Café so. Es wird viel geratscht. Sind Ratschplätze Heimatplätze? Ja, auf jeden Fall. Natürlich gibt’s mal Pärchen, die hocken da und schauen in ihr Handy. Aber da geh ich dran vorbei und sag „ihr zwei hobds scho an Spaß miteinand oder?“. Dann schaun sie kurz und sagen „eigentlich hast Recht“ ...und das find i guad. Auch, dass es immer so Grüppchen gibt, die wirklich zum Ratschen kemma. Und sowieso triffst hier eigentlich immer jemanden, mit dem du ins Gespräch kimmst. Und wenn’s koa Gast ist, dann bin’s halt i an der eke. Auch wenn ma jeden Tag eigentlich den gleichen Schmarrn redn. Aber dieses beständige „täglich-grüßt-das- Murmeltier“ braucht’s irgendwie. Und ich bin zufrieden damit. Woraus besteht deine persönliche Zufriedenheit noch? Wenn ich z. B. Richtung Garmisch fahr und die Berge seh, denk ich mir – super! Glei bin i dahoam, da kenn ich mich aus. Und das is mei Viertel da. Mit vui Zusammenhalt. Auch unter den Geschäftsleuten. Eine Hand wäscht die andere. Das ist Teil der hiesigen Mentalität. Du musst auch was geben und in bestimmten Momenten parat stehen. Das gehört dazu. Und durch dieses Miteinander sind schon neue Ideen entstanden und Sachen gewachsen. Genauso wie das Verhältnis zu unseren Stammgästen, das jeden Tag weiterwächst und ohne die es ned gehen dad. Das alles ist mein lebensgefühl. Drum kann i hier ned weg. Sagt er schmunzelnd, greift zur Schere und schneidet Blümchen für die Tischdeko. Beständig, immer wieder montags. LR | Heute treffe ich Flo Nagel. Ein Mann, ein Café und viel im Hinterstübchen. Ob schwarze Gams, Barockt oder Centro, du sperrst auf und die Leute kommen. Warum? I glaub, weil ma a Rundum-Wohlgefühl schafft. Alles a bissl lockerer und lässiger ist. Und mia das Ganze echt gern machen und mit liebe. Nicht strikt, sondern jeder Tag und Gast darf so sein, wie er ist. Und was macht es Werdenfelserisch bzw. gefühlt zur zweiten Heimat für viele? Ich glaub, weil ich selber voll und ganz hinter Garmisch steh. Ich könnt’ nirgendwo anders wohnen. Das is mei Umgebung, das san meine leut, das is wie a große Familie. Schee is, dass man sich kennt, man ratscht, man hat nichts Gezwungenes, muss nicht immer freundlich sein. Man kann auch mal einen schlechten Tag haben, jeder versteht’s und das ist echt angenehm. Was hat dich geprägt, dass du dieses Dienstleistungs- gen in dir trägst? Mei, i war scho immer, glaub i, a geselliger Mensch. I bin gern mit die leut’ zam. So wie ich mit meine Freund’ bin, so bin i mit die Gäste a. Das ist, glaube ich, ein zentraler Satz. Vielleicht ist das das Geheimnis, weil man bei dir nicht „zu Gast“, sondern gefühlt ein bisschen zu Hause ist. Ja. Ich kenne zu 90% alle meine Gäste mit Vor- namen und ihre kaffeebezogenen Vorlieben. Und finde meist einen Moment, um irgendwie kurz zu ratschen. Ich weiß, wer um welche Uhr- zeit was trinkt und an welchem Tisch. Und bestimmt noch so einiges darüber hinaus? Scho (schmunzelt) , z.B. wie wasserfest der lippen- stift unserer „Tassenmarkiererin“ ist. Der hinter- lässt so einen festen Abdruck, dass ich die Tasse mit einem extra Schwamm saubermachen muss. I versteh den Mo ned. Wenn der a Bussi kriegt, dann muss der mit der Wurzelbürste ran. Aber insgesamt haben wir total nette leut. Jedes Alter und kunterbunt gemischt. Besonders ist auch der Altherrenstammtisch, täglich um viertel vor elf. Das san dann immer so vierzehn leut, lautstärke gewaltig, Unterhaltungsfaktor Wahnsinn. Wenn’s da mit einem Ohr zuhörst... unglaublich (grinst) . HE R R BOHNE CENTRO KAFFEEBAR
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