Das Grasegger Magazin - EinBlick

Martina: Ja, Kirchendienste zum Beispiel. Wir haben dieses Jahr einen Kirchenläutdienst, d.h. vor und an Feiertagen müssen wir in der Früh, mittags und abends Festtagsläuten. Oder auch mal ein Jahr lang die Kirche putzen. Oder auch Mesnerdienst, also die Kirche schmücken, da sind wir dann in drei Jahren dran. Jörgi: Du lasst’ mi ja gar ned redn. Martina: Doch! Red! Jörgi: Jetzt is alles scho g’sagt (grinst) . Aber das ist schön! Weil es bestimmt eine große Verbundenheit erzeugt. Martina: Ja, das ist auch schön, wirklich. Also am schönsten war’s letztes Jahr Weihnachten, da sind wir auf ’d Nacht heimgekommen und um fünf Uhr in der Früh muss man dann läuten. Und das war dann so besonders, durch das ster- nenklare Dorf zu gehen, alles schläft noch, es ist ruhig, man geht in die Kirch nei, man läutet, 10 Minuten lang. Wunderschön. Und dann geht man raus und überall leuchtet im Stall so’s licht, dazu diese Stille heroben – man fühlt sich wie im Heimatfilm von 1800... Um dieses Gefühl zu wahren, muss das Gesicht des Dorfes ja auch erhalten bleiben? Hattet ihr das im Kopf, als ihr an eurem Haus rumgewerkelt habt? Jörgi: Ja, auf jeden Fall. Und es pressiert ja a ned so, es soll ja wachsen. Und angenehm ist es zu wissen, dass man’s selber g’macht hat. Das schafft scho a andere Verbindung. Und wisst ihr dann noch mehr über das Haus? Martina: Ja. Mein Papa kennt die Vorgänger und wir sind mit deren Kindern in Kontakt. Und haben auch ein paar alte Möbel und Gegen- stände in unser Haus integriert. I find’ des scho wichtig... Jörgi: ...dass a Seele da is. Vorn am Haus hängt zum Beispiel auch a Ochs aus dieser Zeit. Und der oide Martl-Toni hat immer g’schnitzt, da ham mia a no was davon. Also ist es wichtig, dass alte Häuser ein Stück ihrer Seele behalten dürfen und auf einen neuen Besitzer treffen, der es ernst meint? Jörgi: Ja, sonst kommt vielleicht einer, der nur ein Ferienhaus draus machen möcht’. Der baut in am Jahr alles um. Des schaut dann a schee aus, aber es lebt koana wirklich da und die Wiesn san verpachtet. Dann wär’s irgendwann koa Heimat mehr. Martina: Und es ist ja auch gerade ein schönes Gefühl, etwas beizutragen. Nach der normalen Arbeit bist’ geistig leer, nach der Arbeit auf der Wiese auch körperlich fertig. Aber fällst viel glücklicher ins Bett. Da kommt der zugezogene Münchner Tierheimkater ums Eck. Jörgi: Charly. Martina: Krümel. Das könnte man auf dem Feierabendbankerl noch- mal ausdiskutieren... LR | Martina Bader und Jörgi Dersch zogen vor drei Jahren aus dem Garmischer Zentrum hinauf nach Wamberg. Ins höchstgelegene Kirchdorf Deutschlands, wo sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen und gerade mal acht Häuser stehen. Dort sind sie zwischen Schafen, Bulldogs und eigenen Wiesen die jüngsten Hausbesitzer des Dorfes – und gehen jeden Abend glücklich ins Bett? Die Zahl der Häuser ist ja eher überschaubar... wie kommt ein Nichtwamberger hier zum Haus? Martina (lacht): Das passiert nur alle 200 Jahr’ amoi, war bei uns also ein echter Glücksgriff. Wie seid ihr in die Dorfgemeinschaft reingekommen? Mit Blumen oder Kaffee? Martina: Kaffee is guad. Wir sind schon direkt nach dem Kauf von Haus zu Haus gegangen, um uns vorzustellen – und mussten überall an Schnaps trinken. Wir dachten, wir schaffen das alles an einem Abend, aber es wurden dann viele Abende... Also sind der Garmischer und der Wamberger auf einer Wellenlänge? Jörgi: Ja, des san Werdenfelser. Passt. Wie kam es überhaupt dazu, dass ihr nachWamberg gezogen seid? Ihr arbeitet ja noch in Garmisch und viele in eurem Alter schätzen das Angebot des Ortes. Jörgi: Wegen der Zeitungsanzeige (da kommt er auch gleich durch, der Werdenfelser...) . Martina: Mia haben scho Jahre g’red, dass mia gern an Bauernhof herrichten möchten. Das haben wir auch unabhängig voneinander g’sagt und unten in Garmisch zum Beispiel schon Schafe g’habt. Sind also scho immer tier- und naturverbunden g’wesen. Und plötzlich war die Zeitungsanzeige mit dem Haus da. Man is raufg’fahrn und hat sich daheim gefühlt. Das hat gleich gepasst. Und das war für euch beide so? Jörgi: Ja. Wie würdet ihr den Unterschied zwischen dem Leben heroben und unten im Ort beschreiben? Martina: Viel ruhiger. Man biegt von der Bun- desstraße ab und scho überfällt einen so a innere Ruhe. Der Kopf wird frei ... also i möcht’ nimma runter. Jörgi: Ja. Jörgi, du dürftest ein paar Sätze mehr sagen, wenn ich das einwerfen darf... (wir lachen). Gibt es denn bei euch etwas, das es im Ort unten so nicht gibt und das ihr schätzt? HAU S ZUM MA RT l - TON I WAMBERG 1 1

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