Das Grasegger Magazin - EinBlick

Hansjörg: Das Slow-Food is zu uns kemma. Mia san mit der Gesinnung aufgewachsen. Sabine: Und die Verarbeitung eigener und regio- naler Produkte is scho unsere Philosophie. Und wie beschreibt ihr Heimat auf der Zunge, welcher Geschmack prägt eure Speisen? Sabine: Unsere Milchprodukte, der Rahm, den wir hier selber herstellen. Der is immer drin. Wir haben zum Beispiel Kinder, die essen immer a Butterbrot bei uns, weil es heroben einfach so guad is. Wenn mia mal zu haben und ich benutze etwas anderes, ist es ned dasselbe, das is wie a Wasser, des kann i ned. Bei uns gibst einfach an Rahm dazu, da brauchst gar ned kochen können (schmunzelt) . Was nehmen die Gäste, die zu euch kommen, auch noch mit? Sabine: Ein Stück Vertrautheit. Die freuen sich immer, wenn alles noch so ist, wie sie es kennen. Wenn sie seit der Kindheit jedes Jahr wieder kommen, auch als Erwachsene dann, mit ihren eigenen Kindern. Das geht immer weiter und ist dann vielleicht auch für sie ein Stück Heimat. Und das find’ i schee. Hansjörg: Die sehn gleich, wenn etwas anders ist, man a Buidl umgehängt hat oder so. Dann san sie glei enttäuscht. Vielleicht ist das auch a bissl Heimat, wenn man das so kennt und möchte, dass es so bleibt. Der Opa hatte mal Pläne, ein Hotel draus zu machen. Aber das hätte meine eigne Zufriedenheit nicht erhöht. Zufriedenheit heißt ja ned, dass man nichts machen mag, son- dern, dass man des, was man mag, auch erreicht. Und damit dann zufrieden ist. Sabine: Und das ist hier für uns so. Es ist ge- wachsen und mia wolln gar ned größer werden. Solang’s so umgeht, is ois guad, wie’s is. Ihr zwei im Ruhestand. Bleibt ihr hier oder fliegt ihr hinaus? Sabine: I möcht auf jeden Fall weg. Hansjörg: Ja, in Urlaub. Da ham wir sogar Ver- träge gmacht (lacht) – i musst meiner Frau unterschreiben, dass wir das machen, wenn wir im Ruhestand sind. Aber ... also mei Heimat bleibt do. Und i möcht, wenn die Kinder einen brauchen, in greifbarer Nähe sein. I brauch die Berg, die Umgebung – und Sprache und Men- talität gehören ja auch dazu. Und der Humor. Heimat is a Humor. Sabine: Ja, der Humor und so a G’miatlichkeit, die ma ned in Worte fassen kann. 1 Familie. 10 Fragen. 1 Rezept für die Zufriedenheit. LR | Sabine und Hansjörg Neuner. 3 Kinder. 1 Berggaststätte. 1.020 Höhenmeter. 1 Hauskapelle. 25ha Nutzfläche. 25 Bergschafe. 14 MurnauWer- denfelser Rinder. 1 Tonne Topfen pro Jahr. Wer von euch ist hier aufgewachsen? Hansjörg: Ich. Meine Familie ist seit acht Gene- rationen hier heroben. Und es war klar, dass du das hier weitermachst? Hansjörg: Ja, da hat man gar ned drüber g’red. Sabine: Aber er ist auch Idealist und macht das aus tiefster Überzeugung. Und was hat euch geprägt? Hansjörg: Das Stück Freiheit, das es hier oben gibt. Das brauch’ i. Die Selbstständigkeit und dass einemNiemand etwas auferlegt, was ma ned mog. Das heißt, ihr könntet nach der Sauna nackt über die Wiese laufen? Hansjörg: Nein, weil hinter jedem Baum ein Schwammerlsucher steht (beide lachen) . Sabine: Oder ein Hirsch oder eine Wildsau, die gibt’s hier nämlich a. Hier oben Kinder aufzuziehen, grenzt ja an das Bullerbü Paradies. Ist das so? Hansjörg: Ich glaub, dass meine Kinder es nicht mehr so haben, wie’s bei mir war. Wir waren noch viel mehra draußen. Sabine: Aber sie wachsen scho sehr naturverbun- den auf. Und sie kriegen viel mit von der land- wirtschaft und sind sehr offen zu die leut. Der Trubel und die Natur prägen sehr. Wann zieht es euch runter in den Ort? Oder reicht’s, dass eure Gäste das Ortsgeflüster mit hochbringen? Sabine: Eher letzteres. Hansjörg: Mia gehn scho mal ins Schwimmbad oder so. Aber wenn i mir mei Freizeit aussuchen kann, dann geh i lieber dahinten raus (zeigt auf seine Wiesen) . Sabine: Da gibt’s a Platzerl wo koana hikimmt, des is das Allerscheenste. Ihr seid ja ein Slow-Food Betrieb – was geht mit dieser Bezeichnung einher bzw. entschleunigt man bei euch nicht automatisch? Sabine: Mia ham uns jetzt deswegen ned umge- stellt. Mia san des von Haus aus. FAM I l I E NEUNE R GSCHWANDT 1