Das Grasegger Magazin - Gipfelbuch
66/ 67 da bekommt die Natur ein viel größeres Problem. Die Vermarktung der Zugspitze ist der Preis, den wir dafür zahlen müssen, dass wir hier auch einen Wohlstand haben. Ohne solche Highlights wäre hier in manchen Orten nichts mehr los. Sie helfen, dass die Bergbevölkerung überleben kann. Das ganze Ötztal rein kann in der Art nur existieren, weil es diese Form des Tourismus gibt. Da würde sonst keiner mehr hinter fahren. Wird die Fahrt mit der neuen Seilbahn teurer? PH: Wir werden mit Sicherheit moderat erhöhen, aber nicht, weil die neue Seilbahn da ist. Sondern im Rahmen der normalen Preissteigerungsrate. Das wäre die Alternative gewesen, den Preis auf 100 Euro pro Fahrt zu erhöhen und die alte Bahn zu lassen. Dann gäbe es weniger Gäste und keine langen War- tezeiten mehr (lacht). Das ist diskutiert wor- den, auch den Skibetrieb einzustellen und nur noch Sommergäste zu fahren. Mit diesen echten, krassen Alternativen haben wir uns, bevor die Entscheidung zur neuen Eibseeseil- bahn gefällt wurde, schon beschäftigt. Haben Sie eine Lieblingsseilbahn? PH: Ich könnt’ ja sagen die Tiroler Zugspitz- bahn (beide lachen). MH: Die Frage habe ich in 15 Jahren jetzt auch noch nicht gehört. Aber meine Lieb- lingsseilbahn ist die Eibsee-Seilbahn, weil es „meine“ Seilbahn ist. PH: Ich glaube das sind diese prägenden Kindheitserlebnisse und Erinnerungen. Für mich ist das die Alpspitzbahn, mit der bin ich groß geworden. Die ist mir besonders ans Herz gewachsen. Sie haben sich beim Wank Bergfestival als Würstlverkäufer außerdisziplinär engagiert – legen Sie beim derzeitigen Bau auch mit Hand an? PH: Auf der letzten Baustelle habe ich noch selber Hand angelegt, auf der jetzigen nicht mehr. Aus dem Alter bin ich leider raus. MH: Das ist deine Antwort (lacht). Meine ist anders (beide lachen). Wie schaut die Zukunft aus? Der Gast kommt, entdeckt, isst und schläft – alles BZB betrieben? PH: Das ema Gesamtangebot brauchen wir. Wir wären froh, wenn wir den Hotel- lerie-Bereich nicht selber abdecken müssten. Wenn sich im Ort eine leistungsfähige Hotellerie, die unseren speziellen Bedürfnis- sen entspricht, zukünftig bietet, wären wir froh drum. Wenn so etwas nicht kommt, werden wir da tätig werden. Wir brauchen kurzfristige Übernachtungsmöglichkeiten in ausreichender Qualität, die sehr flexibel buchbar sind. Am besten bahnhofsnah, da würden viele profitieren. Auch die Fußgän- gerzone, die von diesen Kurzbesuchern in Laufdistanz aufgesucht wird. Die Geschäfte müssten dann noch länger aufhaben, das sind so Folgeerscheinungen, die wir aus anderen Destinationen kennen. Der Garmisch-Par- tenkirchen Tourismus wird sich verändern. MH: Das sieht man auch imGarmisch-Classic Gebiet am Beispiel unseres dortigen Einstiegs in die Gastronomie. Ein Gebiet wird immer in- klusive Gastroangebot, also hier mit Drehmö- ser 9 und Skibar Kandahar 2, als Ganzes wahrgenommen. Wenn da das Mittagsangebot auf der Hütte XY nicht passt, dann hat das Auswirkungen auf das ganze Skigebiet. Dann heißt es, da brauchst nicht hinfahren, da kannst nicht mal gescheit zum Essen gehen. PH: Darum hat der Grasegger Franzi auch Haferlschuhe und Hüte im Programm. Normalerweise wäre das der Schuhladen ne- benan oder früher der Hutmacher. Er will der Komplettausstatter sein. Wir auch. — Resümee des Tages? Bleibt eigentlich nicht viel zu sagen. Interessant war es, menschlich und abwechslungsreich. Und auf die gute alte Zugspitze ist immer noch Verlass. Mit dickem Ölfleck auf der schönen Hand- tasche – die Damen unter Ihnen werden verstehen – aber einem breiten Grinsen im Gesicht geht es wieder runter ins Tal. Dankeschön alte Dame, Dankeschön Berg. Text: Lisa Rühl
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