Das Grasegger Magazin - Gipfelbuch

Welche Art von Experten sind für so einen Bau nötig und wo kommen sie her? MH: Hier sind gerade Spezialisten aus Imst am Werk. Wenn man in dieser Höhe bauen möchte, muss man neben den fachlichen Fähigkeiten auch vom Kopf her darauf eingestellt sein. Wie wird die neue Talstation aussehen, bleibt der Eibsee-Lift bestehen? PH: Der Eibsee-Lift ist schon weg, das hat aber mit der Seilbahn bzw. unserem Bau nichts zu tun. Der war nicht mehr wirtschaft- lich und da hat der Betreiber beschlossen, ihn zu demontieren. Die neue Station wird so gestaltet und positioniert sein, dass der Gast, während er auf das nächste Fahrzeug wartet, freien Blick auf den Eibsee und auf die Land- schaft hat. Was ist mit der neuen Gipfelstation, gab es ein inspirierendes Vorbild? PH: Die Gestaltung der Gipfelstation hat sich an der Seilbahntechnik orientieren müssen, die Seilbahn ist sehr dominant von der Größe und der Notwendigkeit der Seilführungen her. Trotzdem wurde sie durch den lichten Panoramaraum am Gipfel, der einen wunderschönen Ausblick Richtung München, Eibsee und Augsburg bietet, inspiriert. Diese großen Glasflächen hat der Architekt aufgegriffen. Ist der Neubau denn im Hinblick auf den Klimawandel vertretbar? PH : Ich glaube nicht, dass der Gipfel irgend- wann abbricht – er ist aus Afrika bis hierher ge- kommen und steht immer noch (lacht – dann aber ernst weiter). Das ema Permafrost ist definitiv da und es beschäftigt alle, die in hoch- alpine Baustellen involviert sind. Wir wissen, dass der Permafrost kritisch sein kann. Haben aber, aufgrund der langen Baugeschichte und vieler Untersuchungen die Gewissheit, dass er, solange wir die Seilbahn betreiben werden, hält. Also wurde geprüft, dass der Seilbahn-Bau langfristig Sinn macht? PH: Ja, und wir sind in dieserematik viel bes- ser dran als unsere Kollegen in ähnlichen Lagen. MH: Wir haben fundierte Erfahrungen. Der Geologe, der den Bau 1960 begleitet hat, ist noch am Leben. Das Konzept, wie wir jetzt bauen, unterscheidet sich von seinem dama- ligen Konzept überhaupt nicht. Wir bauen geologisch und statisch wie 1960-1963, wir haben jetzt wieder einen sehr erfahrenen Geologen und der Geologe reift mit dem Alter (lacht). Unserer ist einer der anerkann- testen im gesamten Alpenraum. PH: Wir treffen eine Vielzahl an Vorkehrun- gen. Das Bundesamt für Umweltschutz ist auch da und macht stetig Permafrost Messungen. Dieses Gesamtpaket gibt uns die Sicherheit, dass die neue Bahn langfristig Sinn macht. Ist denn künstliche Beschneiung auf der Zugspitze ein ema? PH: Nein, das ist momentan nicht im Fokus. Jetzt bauen wir erst mal die neue Bahn fertig und dann schauen wir weiter. Am Eibsee ist immer mehr los – wie viele Gäste verträgt ein Naturparadies? PH: Sicherlich wird das unmittelbare Umfeld hier am Berg, sprich Gipfel, Eibsee, Sonnalpin usw. massiv genutzt – aber das war es dann auch. Das ist vergleichbar mit einem Gewer- begebiet und in diesem Fall als unser Ge- schäftsgebiet anzusehen. Genauso wie der Grasegger in Farchant Platz für die Manufak- tur braucht oder große Supermärkte geteerte Parkplätze, benötigen wir auch eine nutzbare Infrastruktur für das Angebot Bergbahn. Das mag auf den ersten Blick großflächig erschei- nen, aber die Bereiche, die wirklich bleibend verändert werden, sind vergleichsweise klein. MH: Und zum ema Eibsee – das ist ein Naherholungsgebiet. Das wäre es auch ohne die Zugspitzbahn. Es gibt einfach erschlos- sene Gebiete und Berge, die Anziehungs- punkte sind und begangen werden. Und dann gibt es wiederum welche, die einsam sind und unerschlossen bleiben. PH: Und es geht um’s Geschäft. Denn ohne das Geschäft gäbe es uns Menschen hier im Tal nicht mehr. Wir kommen alle aus der Herde, gemeinschaftliches Organisieren, Sammeln und Jagen ist genetisch installiert. Wenn wir nichts verdienen, krepieren wir. In- szenierungen wie z.B. „Das verkaufte Dorf“ (Kultursommer Garmisch-Partenkirchen 2015) spricht da nur die Ansätze an, denn ohne den Verkauf, würde es das Dorf nicht mehr geben. Bloß wie viel verkaufe ich – das ist die Frage. Und gleichzeitig eine Wertediskussion. MH: Wenn wir unseren Gästen ins Gesicht schauen, wissen wir, warum wir dieses Ge- schäft machen – die lächeln alle. Die haben ein positives Erlebnis. PH: Von der Vermarktung dieses Berges leben hier einfach viele. Und Kanalisierung schadet der Natur weniger, als wenn alle Leute die einsamen Landstriche überrennen,

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