Das Grasegger Magazin - Gipfelbuch

Treffpunkt 8 Uhr Eibsee-Seilbahn. Ziel: Deutschlands höchstes Interview auf Deutschlands höchster Baustelle. Der Vor- mittag beginnt vielversprechend. Peter Huber (Vorstand BZB, Geschäftsführer Eibsee-Ver- kehrsgesellschaft) ist nicht da. „Schon oben“, klärt Martin Hurm (Betriebsleiter BZB) um- gehend auf und geleitet uns gut gelaunt zur Talstation. Dort angekommen, sprudelt der technische Geist aus ihm heraus. Land- schaftsromantik und Dialoge zwischen Ahh’s und Ohh’s? Fehlanzeige. Stattdessen gibt es einen leidenschaftlichen Worterguss über die technischen Finessen des Bauvorhabens. Es geht um Rückspannelemente, Druckfunda- mente und Bohrlafetten. Servus irdische Um- laufbahn, Hallo andere Welt. Oben angekommen, schwebt die Gletscher- bahn an uns vorbei, auf ihrem Dach stehen zwei BZB Mitarbeiter imMorgenlicht. Noch- mal Hallo andere Welt. Ob das so weitergeht? Wir gehen in die Gipfelalm und finden dort den Chef. Peter Huber hat seine erste Runde schon gedreht. Mit Saftschorle und Sitzfleisch beginnen wir das Gespräch. Seit wann sind Sie beide schon bei der BZB und wie kam es dazu? PH: Ich bin seit 1981 dabei, fast 35 Jahre, und bei der Zugspitzbahn gelandet, weil ich als Garmisch-Partenkirchner hier in unserer Region arbeiten und leben wollte. Nach der Schulausbildung hier im Ort ging’s nach München zum Studieren und dort hatte ich auch schon einen Job. Aber dann hat sich in Garmisch-Partenkirchen die Stelle ange- boten – und seitdem bin ich der Zugspitz- bahn verfallen. MH: Ich habe eigentlich genau das gleiche ema. Dass ich das, was ich studiert habe, Maschinenbau, mit demema Sport, Berge und Natur verbinden wollte. Da blieb eigent- lich nur die Bergbahn und ich hatte das Riesenglück, dass Peter Huber zu der Zeit Vorstand geworden ist und dadurch seine Stelle auf der Zugspitze frei wurde. Jetzt bin ich auch seit fast 15 Jahren dabei. Dann hat Herr Hurm Ihren damaligen Arbeitsplatz übernommen? PH: Ja, ich habe von der Front an den Schreibtisch gewechselt (lacht). Was bedeutet Ihnen dieses Fleckerl Erde hier, können Sie das in Worte fassen? PH: Der Grasegger Franzi würd’ sagen: Des is Heimat. MH: Jetzt hast’s mir vorweg genommen. Für mich ist es Heimat geworden (er ist gebürtig aus dem Bayerischen Wald, Anm. d. Red.), ich wollt’ einfach dableiben. PH: Es gibt in den bayerischen Voralpen viele schöne Flecke, die erste Wahl, weil ich väter- licherseits auch von da abstamme, wäre das Berchtesgadener Land gewesen – aber es hat sich dann mit Garmisch-Partenkirchen ergeben. Ihre Arbeit konzentriert sich gerade auf den Neubau der Eibsee Seilbahn. Warum wird neu gebaut? PH: Der Hauptbeweggrund ist, dass sich ein Unternehmen weiter entwickeln muss. Neubau heißt für uns, nicht stehen zu blei- Baustellen- oder Seilführung das ist hier die Frage. GESPRÄCH I NTERV I EW M I T PETER HUBER & MART I N HURM ÜBER DEN NEUBAU DER EIBSEE-SEILBAHN ben. Und er basiert auf dem geänderten Gästeverhalten in den letzten Jahren. Früher sind die Gäste schon um halb 8 an- gestanden, da haben wir noch Frühstücks- fahrten angeboten, um die Vermieter zu entlasten, das war gratis und im Fahrpreis inbegriffen. Jetzt könnten wir eigentlich erst um halb 10 aufsperren, weil in der Früh kei- ner mehr dasteht. Dafür kommen die Gäste dann gegen Mittag und zwar in geballter Form. Ich seh’s bei meinem Jungen, der schläft auch bis 10-11 Uhr, das hat’s bei mir nie gegeben (lacht). Der Gast ist heute mehr Genießer, der in erster Linie die Berge sehen will und nicht nur das sportliche Naturerlebnis sucht. Viele kommen aus dem Ausland und haben ein anderes Zeitverhalten. Das sorgt, wie bereits erwähnt, für große Menschenscharen zu bestimmten Stoßzei- ten und das wiederum führt zu Staus und langer Warterei. Und um das geht es auch und um das Schämen dafür. Ich schleiche mich an solchen Tagen am liebsten durch den Hintereingang rein. Und bewundere unsere Mitarbeiter, die den Wartenden täg- lich in die Augen schauen. Dass die das aus- halten, wenn sie Gäste am Drehkreuz haben, die über 2 Stunden angestanden sind, und jeder weiß – der Gast ist verär- gert. Des is scheiße auf gut bayerisch gesagt. Darum musste im Hinblick auf die Kapa- zität der Eibsee-Seilbahn etwas passieren. Sie ist der Engpass. MH: Man kann sagen, die Zeit ist einfach reif dafür. BAU

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