Das Grasegger Magazin - Gipfelbuch

4/ 5 I NTRO Wir starten das diesjährige Magazin ganz meditativ. Und das nicht aus reinem Zeitgeistgetue, sondern weil die inhaltlichen Schwer- punkte so herrlich entschleunigend sind. Weil sie sich auf das beziehen, was gut tut. Was jedem bekannt ist, und doch im Alltag viel zu oft untergeht. Dazu ein kleines Gedankenspiel. Sie helfen runterzukommen, obwohl man hochläuft. Sie können einem das Gefühl geben, die Welt stehe still. Sie sind wahnsinnig viel- fältig, manchmal auch gefährlich – und gleichzeitig der Inbegriff von Heimat und Bodenhaftung. Sie hängen oft im Nebel und machen den Kopf doch wunderbar frei. Sie sind stille Riesen, aber werfen ein deutliches Echo. Sie sind Meister des Sommers und des Winters. Sie versperren den Blick, um oben am Gipfel einen noch viel weiteren zu öffnen. Sie sind das, was man ein Faszinosum nennt. Die Berge. Als wahre Doppelfunktionsmeister: Oben Horizont, unten Schutzwall. Das beeinflusst alle Menschen, die in ihrer Nähe leben und arbeiten dürfen, auf ganz natürliche Weise. Für diejenigen, die sich mit Tracht und alpiner Mode beschäftigen, sind diese Gegensätze ein Geschenk. Denn auch die trachtbezogene Mode ist ein widersprüchlicher Zeit- genosse – und gerade deshalb so interessant. Sie muss auf der einen Seite mit der Zeit gehen, den Horizont und damit zukünftige Ent- wicklungen und Trends in Augenschein nehmen. Auf der anderen Seite muss sie Identität wahren, beständige Komponenten pflegen und Traditionen hüten. Tracht und Berge, Berge und Tracht. Ein vielschichtiges ema. Im Jahr 2015 auch international in aller Munde. Die Bilder des Elmauer Gipfeltreffens mit dem weißbiertrinkenden Barack Obama in geselliger Runde gingen um die Welt. Bergpanorama eingeschlossen. Ein Gipfel amGipfel sozusagen. Und wie es scheint, war diese Situation für den politischen Tisch recht erquicklich. Denn allen gegensätzlichen Argumenten zumTrotz, die auf jeden Fall berechtigt und wichtig sind, muss man schon sagen – die Stimmung war irgendwie gut. Und jeder weiß, dass es in einer positiven Atmosphäre leichter ist, konstruktiv zu diskutieren. Drum war die morgendliche Joggingrunde Richtung Ferchensee vielleicht genau das, was die politischen Herren so brauch- ten. Auf den Boden gebracht durch eine Umgebung, die Ruhe verbreitet und das Gefühl, sich selber nicht so wichtig zu nehmen. Aber dieser kurze Schlenker soll lediglich der wohltuenden Einsicht dienen, dass wir uns unserer Umgebung ausgesprochen glücklich schätzen dürfen. Das haben die Graseggers stets getan und sie tun es bis heute. „Die Berge als treue Wegbegleiter“ ziehen sich wie ein roter Faden durch die Familiengeschichte. Oma Annemie ging mit ihren Geschwistern regelmäßig den Kramer hinauf. Zur damaligen Ausrüs- tung gehörte unter anderem ein Spiegel, mit dem sie von oben ihrer Mutter Leuchtzeichen gab, sobald die Schar sicher am Gipfel ange- kommen war. Ihr Mann Franz trieb jedes Jahr die Mulis seines Onkels durch das Reintal. Erklärtes Ziel: Die Meilerhütte, wo er regelmäßig seine Sommer verbrachte. Im Winter waren die Berge sein persönli- ches Tor zur Welt. Durch den Skisport ging er auf Reisen und konnte in diesem Zuge fremde Gipfel und Täler entdecken. Auch die jüngere Grasegger Generation zieht es zu jeder Jahreszeit in die Berge. Alle besitzen zwar ein „Alibi-Mountainbike“, tragen aber im Alltag vorzugsweise Wander- statt Radlschuhe. Selbst die gemein- samen Urlaube waren von alpiner Neugier geprägt. So standen auf dem Weg ans Meer auch immer das Erkunden von Passstraßen und das Durchqueren alpiner Landschaften auf dem Programm. DAS , WAS BLE I BT

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