Das Grasegger Magazin - Gipfelbuch
Schlankere Passformen, frische Farben und neue Materialkombinationen. Der aktuelle Kundenwunsch spielt in diesen Kollektionen genauso eine Rolle wie das modische Weltge- schehen. Diese Art justierender Überlegungen und Taten sind Klaus Schanda nicht fremd. Dass man mit der Zeit gehen muss, ist absolut klar: „Stillstand ist keine Option. In keinem Bereich. Aber: Weiterentwicklung muss nicht heißen, sich zu verbiegen.“ Vor diesem Hintergrund wird im Hause der BZB zum Beispiel auch das ema Après-Ski diskutiert. Laut Klaus Schanda wäre es freilich möglich, eine klassische Stadl-Landschaft samt Anton aus Tirol zu installieren. „Wir sind aber koa Ballermann.“ Oder möchten wir das wirklich? Nur weil die Anderen es so machen? Eine Reise nach Norwegen hinterließ dazu bleibenden Eindruck. Dort klang der Skitag nämlich unverfälscht skandinavisch aus. „Wir saßen auf Steinen zusammen, der Grill war an, der Blick ging in die Natur und danach wurden alle Verzehrreste wieder mitgenom- men.“ Klingt zu pathetisch? Lässt sich nicht ändern, denn so war’s. Und einen Disko- schuppen? Vermisste niemand. Es gab einfach keinen Grund dafür. Stellt sich die Frage, ob es hier einen gibt? Schirmbars mit eingängi- gen Melodien als sinnvolle Ergänzung unserer regionalen Alm- und Hüttenkultur? Schanda’s Antwort ist nein. Kultur ist dabei ein gutes Stichwort. Denn wir haben sie! Wir haben authentische Hütten mit urigem Flair. Aber eben auch eine lässige Skibar wie die Kanda- har 2, wo sich Einheimische und Touristen bei FM4-Sound und isotonischen Getränken in griabige Gespräche vertiefen. So kann man auch vom Berg runterkommen. Genauso klar wie zur bayerischen Après-Ski Version äußert er sich zum ema Hausberg Vermarktung. Hier locken beständig die Mög- lichkeiten der Ganzjahresbespielung. Bike- park mit Downhill Trails, Alpine Coaster, Flying Fox und Co. Geht alles. Aber wie sieht der Berg danach aus? Was bedeutet das für unsere natürlichen Ressourcen und für alle, die hier leben? Das Szenario, ungestört in der Früh über den Kochelberg zum Hausberg hochzuradeln, wäre als realistisches Erlebnis in Gefahr. Also ja zu lokalen Rückzugsorten und nein zum flächendeckenden Disney- World-Verschnitt. Einer der vielen Fälle be- wusster Kanalisierung. Demnach gehört das regelmäßige Nein-Sagen für beide Betriebe einfach dazu. Klaus Schanda bezeichnet es „als Teil der Regionalität“. Denn das regionale Produkt wird stetig auf Echtheit geprüft. Und das nicht nur im Land. „Die Marke Bayern ist längst international gewor- den.“ Verständlich, dass da Überlegungen vielschichtig ausfallen. Was aber weder gezielte Ausbrüche aus- schließt, noch gegen ein buntes Produktport- folio spricht. So wird auf demWank getanzt, auf der Zugspitze imMondschein diniert und in und auf der Kandahar der Sport zelebriert. Beim Grasegger hängt die sportive Walkjacke neben dem eskimotauglichen Wintermantel und das lässige Baumwollhemd wartet auf den Bierzelteinsatz. Die Vielfalt ist da, aber immer in bewusster Zusammenstellung und in verlässlicher Qualität. Schanda umschreibt das so: „Wir müssen nicht alles verkaufen. Langfristig werden nur Produkte etabliert, die den Berg nutzen, aber nicht ausnutzen. Na- türlich müssen wir wirtschaftlich arbeiten, aber es geht nicht immer um Gewinnmaxi- mierung.“ Grasegger sieht das genauso und ergänzt: „Bei uns geht es als Familienbetrieb natürlich auch um das Vorsorgen für die nächste Generation. In Form von langfristi- gem Qualitätserhalt und dessen gezielter Stei- gerung.“ In diesemZusammenhang kommen die beiden automatisch auf die Mitarbeiter und Liefe- ranten zu sprechen. „Das sind entscheidende Säulen, die den Unterschied machen. Sie sind in den Betrieb eingebunden und kommen in flachen Hierarchien zu Wort. Dafür hängen sich alle richtig rein – und das macht es aus.“ So entsteht der entscheidende Faktor um das Produkt herum, den man nicht kaufen kann. Etwas ungemein Echtes, das jene Wohlfühl- zone entstehen lässt, die den Kunden zumWie- derkommen bewegt. Und zum Weitersagen. Das kann der Seilbahner sein, der im typi- schen Dialekt vom Vortag erzählt und auf
Made with FlippingBook
RkJQdWJsaXNoZXIy Mzk0ODY=