Das Grasegger Magazin 30 Jahre Jubiläum

6/ 7 I NTRO GESCH I CHTE Ich, der Zugroaste, komme 92 km entfernt von Garmisch-Partenkirchen, aus Unterhaching im Landkreis der Landeshauptstadt. Das bedeutet ca. 1 Stunde Fahrzeit ohne Kiesselbach-Stau und Skifahrtourismus. Mein erster Arbeitstag war im November 1989. Das Wetter dürfte jahreszeitlich herbstlich gewesen sein. Der erste Gedanke im Neuland: Und jetzt? Heutige würden wahrscheinlich sagen: Krass Mann. Nur 60 Minuten von München weg – und irgendwie ist Vieles anders. Die Menschen begrüßen sich mit einem erstaunten „Hoi“ , als ob sie sich Jahre nicht gesehen hätten. Mittags gehen alle Skifahren. Und begrü- ßen sich am Lift wieder mit „Hoi“ . Genauso wie abends in der Schranne oder in der Zirbel. Den Männer-Haarschnitten nach gibt´s nur einen Friseur und am Kirchweih-Montag gehen alle ins Wirts- haus. Ein geschlossener Kreislauf? Ein gesellschaftliches Biotop um- geben von traumhaftem Bergpanorama? Es gab noch viel zu lernen. Ich muss jetzt erstmal ein wenig ausholen. Kennengelernt haben o- mas Grasegger und ich uns vor 35 Jahren bei einer dualen Ausbildung bei Ludwig Beck am Rathauseck. Wir verstanden uns ad hoc, hatten wir doch deckungsgleiche „Schulkarrieren“ hinter uns – nicht rühmlich im Abschluss, aber effizient imVerhältnis von input zu output. (Ich bin überzeugt, dass wir ohne die Fähigkeiten, die sich omas in seiner außerschulischen Parallelwelt angeeignet hat, heute nicht da stehen würden wo wir sind. Aber das am Rande.) Beck war damals DAS Leitbild in der deutschen Einzelhandelsland- schaft – und weit darüber hinaus. Verkaufsflächen wurden bei Beck nicht als Verkaufsflächen gesehen, sondern als Bühne, als Möglichkeit, Produkte in Geschichte und Geschichten zu verpacken und diese zu inszenieren. Ein Traum für die Arbeit von Dekorateuren, Werbema- chern und natürlich auch der von Einkäufern, die weltweit agieren konnten. omas und ich gingen nach der Ausbildung in verschiedene Abtei- lungen. Er leitete das „Weihnachtshaus“, eine Institution, die Besu- cher weltweit interessierte und faszinierte, ich war zuständig für die Ausbildung der über 90 Lehrlinge. Er flog Ostern nach Paris und kaufte Weihnachtsschmuck, ich flog nach Berlin zu Workshops für Pädagogen aus den mittlerweile neuen Bundesländern. Als unge- schriebenes Gesetz galt: immer einen Tick anders zu sein, als der Mainstream – im Produkt, in der Darstellung, in der Weiterbildung, einfach in Allem. Soviel zu dieser Prägung. Zu meinen ersten Aufgaben am neuen Arbeitsplatz bei Grasegger gehörten, ein neues Firmenlogo zu entwickeln (das Oval erinnert viel- leicht ein bisserl an die Beck classic-Linie... aber OK, Ovale gab’s schon immer), und eine neue Hausfarbe zu implementieren. Das trachtentypische Grün war durch den Nachbarn Hartenstein schon belegt. Also fiel die Wahl auf die zweite Ausputzfarbe der Tracht: wein- rot. Anthrazit war uns zu düster. Um beim weinrot zu bleiben. Es folgten viele Termine mit omas, die wir in dieser Stimmung verbrachten und nächtelang diskutierten. Wo stehen wir, wo wollen wir hin, wie packen wir es an. omas formulierte bald den ersten Leitsatz: „Das größte bayerischeTrachten- &Modehaus“ zu werden. Nicht ganz unbescheiden, aber wenn nicht hier, wo dann! Da hat uns die Münchner Prägung eingeholt. „Sei anders, sei frisch und lebendig, sei weltoffen – aber verliere nie deine Wurzeln und deinen Standort aus den Augen.“ Das Resume: Wir wollten DAS ME I N GANZ PERSÖNL I CHES „ ES WAR E I NMAL“ - ER I NNERUNGEN E I NES ZUAGROASTN -

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